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Türkei zum Hoffnungsträger İmamoğlu: „Wo zum Teufel bist du?“

Der Istanbuler Oberbürgermeister und Hoffnungsträger der Opposition, Ekrem İmamoğlu, hat seinen Urlaub nach Tagen abgebrochen und liefert eine absurde Begründung für die Abwesenheit. Ein Kommentar.

(Archivfoto: Screenshot/TRT Haber)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Der Istanbuler Oberbürgermeister und Hoffnungsträger der Opposition Ekrem İmamoğlu entspannte sich mit seiner Familie im Skigebiet Palandöken – während in Elazığ und Malatya noch immer die Erde bebte und Menschen unter Trümmern lagen und starben. Nun hat er seinen Urlaub nach Tagen abgebrochen und liefert eine noch absurdere Begründung für die Abwesenheit.

Die Lage in Elazığ und Malatya war auch mehrere Tage nach dem Erdbeben der Stärke 6,8 weiter angespannt. Einsturzgefährdete Gebäude werden noch immer kontrolliert zum Einsturz gebracht, es herrschen seit geraumer Zeit tagsüber wie nachts Minusgrade. Bei dem Beben am vergangenem Freitag wurden mehr als 1.500 Menschen verletzt, 41 Menschen kamen ums Leben und Abertausende müssen seither außerhalb ihrer gewohnten Umgebung in Zelten, in Container-Wohnheimen oder bei Verwandten übernachten.

Die Such- und Rettungsbemühungen wurden erst am vergangenen Montag in den Provinzen abgeschlossen, da vergnügte sich der Hoffnungsträger bereits seit Tagen im beliebten Skigebiet Palandöken bei Erzurum. Der OB hielt es offenbar trotz der schwierigen Situation für eine gute Idee, Urlaub in Palandöken zu machen. Besser noch, über Twitter teilte er auch Bilder von seinen Urlaubseindrücken mit der Familie.

Nun wird der Oberbürgermeister „der 16 Millionenstadt“, wie İmamoğlu stets selbst unterstreicht, für seine Abwesenheit in sozialen Netzwerken und in TV-Talkshows kritisiert. Inzwischen kommt es zu einer Flut wütender Kommentare unter dem Hashtag „#herseyguezelolacak“ (Alles wird schöner werden – ein Wahlkampfspruch von İmamoğlu).

Ein Politiker seines Schlages, der so stark im politischen Rampenlicht der Türkei wie Europa steht und bei einigen Wählern als Hoffnungsträger gilt, hätte das schlicht und einfach sein lassen müssen.

Er macht aber weiterhin das, was er nicht tun sollte, und das zum wiederholten Male. Jetzt meinte der gute Mann, sich rechtfertigen zu müssen. Die Tochter dürfe nicht hinten anstehen, auch sie habe Bedürfnisse, denen er nachkommen müsse, so İmamoğlu in einem Interview.

Das geht mal gar nicht lieber Ekrem İmamoğlu. Politik in der Badehose oder auf Skiern ist nun mal eine Selbstinszenierung, eine Imagepolitur und in schweren Zeiten gehört so etwas ganz schnell abgestellt. In Zeiten von Not und Leid kommt solch eine wohlkalkuliert inszenierte Volksnähe und Bodenständigkeit im heimatlichen Urlaubsort immer noch nicht gut an, wie auch der Versuch einer Erklärung. Es gibt schlichtweg keine Erklärung dafür, sich wider besseren Wissens abzuseilen. Viele Menschen denken sich nun, „der Bursche war doch bereits mit den Gedanken in Palandöken und nicht in Elazığ oder Malatya, als er sich kurz blicken ließ, um sich dann Hals über Kopf ins Vergnügen zu stürzen.“

(Foto: Screenshot)

„Ich bin wie ihr“, sollte die Botschaft solcher Bilder an die Wähler eigentlich lauten, „darum sitze ich für euch im OB-Stuhl und bald im Parlament“. Das mag in Normalzeiten stimmen, in Notzeiten kommt das aber gar nicht gut an. Wer tagtäglich in Istanbul und anderswo für die Belange der Metropole in die Bresche springen will, tut seiner Glaubwürdigkeit leicht Abbruch, wenn er es in Notzeiten dann doch in anderen Städten oder Ländern schöner findet. Es war nicht das erste Mal und es wird offenbar auch nicht das letzte Mal sein.

Vor Monaten stand die eigene Millionenmetropole unter Wasser, aber er genoss fernab in einer trockenen Badehose seinen Urlaub. In diesen schweren Zeiten hatte er für genau vier Personen Zeit: die Kinder und die Ehefrau. Insgesamt leben 16 Millionen Menschen in Istanbul und wenn er mal Präsident werden will, muss er für weit mehr als 80 Millionen Einwohner da sein. Da muss er noch 40 Bauernbrote essen, um das zu bewältigen, heißt es in einem türkischen Sprichwort. In diesem Jahrzehnt wird das wohl aber nichts.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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