Stockholm – Die Sprecherin einer Assyrer-Vereinigung hat die Aussagen eines Politikers der Linkspartei Schwedens verurteilt.
Jonas Sjöstedt hatte sich gegen die Entscheidung des US-Präsidenten Donald Trump, amerikanische Truppen aus Nordsyrien abzuziehen, ausgesprochen und Menschen dazu aufgerufen, die Milizen des syrischen PKK-Ablegers YPG zu unterstützen.
„Versammeln wir uns für den einzig progressiven und hoffnungsvollen Teil Syriens. Diejenigen, die den IS besiegt haben, dort wo verschiedene Menschen zusammenleben und die Frauen Rechte haben“, zitiert die schwedische Tageszeitung Afdonbladet den Politiker.
Die Sprecherin einer Assyrer-Vereinigung, Kara Hermez, verurteilte die Aussagen Sjöstedts in einem am Dienstag veröffentlichten Kommentar im Afdonbladet, mit der Überschrift „Die Kurden sind kein Geschenk Gottes an den Nahen Osten“.
Sie, die aus der Gegend stamme und dort Familie und Verwandte habe, könne nichts anderes tun, als die Äußerungen des Linken-Politikers zu bedauern. Der Nordosten Syriens, der von der syrischen Niederlassung YPG, der militanten kurdischen Gruppe PKK, übernommen wurde, sei geprägt von Mord, Unterdrückung, Ausbeutung von Kindersoldaten und ethnischen Säuberungen, schreibt Hermez.
Die Verstöße würden von Amnesty, Human Rights Watch und anderen Menschenrechtsorganisationen dokumentiert. Unter diesem „selbsternannten PKK-Regime“, so Hermez, würden Assyrer und Araber unterdrückt – aber auch Kurden, die die separatistische Agenda der PKK nicht unterstützen. Für Sjöstedt, der Frauenrechte erwähnt habe, möge es ein Schock sein, führt Hermez weiter aus, dass Ehrenmorde hauptsächlich unter Kurden in Syrien verübt würden. Militante kurdische Gruppen hätten gelernt, das Thema der Frauenrechte auszunutzen, weil sie berechnet hätten, dass es ihnen im Westen Sympathien bringe.
Auch die Annahme, dass die YPG den IS im Alleingang besiegt habe, entspräche nicht der Realität. Die meisten Kämpfe in Syrien seien von der syrischen Armee durchgeführt worden, so Hermez. Die kurdische Miliz sei zwar ein wichtiger Teil gewesen, der Krieg gegen den IS sei von der YPG jedoch auch als Deckmantel für den kurdischen Expansionismus verwendet worden. Für die Menschen im Nordosten Syriens sei ein Zusammenleben in einer multiethnischen Gesellschaft die einzige Lösung. Es könne kein Bestreben sein, „in eine militante, ultranationalistische kurdische Gruppe gezwungen zu werden“.
Hermez machte in ihrem Schreiben dem Linken-Politiker auch den Vorwurf, ohne die Komplexität der Region in Betracht zu ziehen und zu hinterfragen, die Darstellung „der kurdischen Miliz als Gottes Geschenk an den Nahen Osten“ zu übernehmen. Damit würde man nur unkritisch die reine Propaganda der Terrororganisation wiederholen. Es sei überraschend, so Hermez, wie die Linkspartei Schwedens, die behaupte, für Menschenrechte zu sein und auf der Seite der Unterdrückten zu stehen, oft über die Unterdrückung von Assyrern und anderen Ethnien völlig geschwiegen habe. Eine Verurteilung der kurdischen PKK und der YPG seien ausgeblieben, als sie Assyrer, Jesiden und andere indigene Völker ermordeten, angriffen und unterdrückten.
Es sei Zeit „für Jonas Sjöstedt und seine Parteifreunde, sich für die Unterdrückten und nicht für militante, separatistische und despotische Gruppen einzusetzen“, betont Hermez in ihrem Schreiben.
Die ethnische christliche Minderheit der Assyrer lebt überwiegend im Nahen Osten, im Irak, Iran, Syrien, Türkei und Libanon. Sie gehören zu den Nachfahren der Christen des Vorderen Orients.