Start Panorama Ausland Besucheransturm auf Jerusalem Türkei: Reisen nach Jerusalem explosionsartig gestiegen

Besucheransturm auf Jerusalem
Türkei: Reisen nach Jerusalem explosionsartig gestiegen

Trotz politischer Unruhen und Spannungen seit der Bekanntgabe des US-Präsidenten Donald Trumps, die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, sind Anfragen in der Türkei für Reisen in das "heilige Land" explosionsartig gestiegen

(Foto: Kible Turizm)
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Istanbul (nex) – Trotz politischer Unruhen und Spannungen seit der Bekanntgabe des US-Präsidenten Donald Trump die Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, reisen immer mehr Türken in die „heilige Stadt“.

Nach Angaben von türkischen Reiseveranstaltern und NGOs führten Türken unter muslimischen Ländern die Besucherliste an.

Adem Yenihayat, Leiter der in Istanbul ansässigen NGO Burak Stiftung, die Touren zu muslimischen heiligen Stätten organisiert, sagte, sie hätten Schwierigkeiten, eine Flut von Bewerbungen abzuarbeiten.

„Im Durchschnitt wollten jährlich 350 Leute nach Jerusalem, aber jetzt sind es allein in diesem Monat schon 350“, erklärte Yenihayat gegenüber Medien und ergänzte:

„Wir haben Schwierigkeiten, die Nachfrage zu decken. Wir mussten die eingehenden Bewerbungen auf eine Warteliste setzen. Auch für die kommenden Monate gibt es viele Buchungen.“

Laut Ahmet Hakan Karagul, dem stellvertretenden Leiter der Ashab-i Aqsa Stiftung, sind nach der Türken auch Muslime aus Malaysia und Indonesien sehr interessiert. Tickets der Turkish Airlines und anderer türkischer Fluggesellschaften seien bereits dank Reisegruppen ausverkauft, so Karagül.

„Es gibt keine verfügbaren Hotels in der Nähe der Al-Aqsa-Moschee, da für diese Monate im Voraus reserviert wurde. Die Entwicklungen haben die Muslime aufgeschreckt und so begannen sie, Anspruch auf die Al-Aqsa-Moschee zu erheben“, so Karagul weiter.

„Nach Angaben israelischer Behörden, sind allein am vergangenen Freitag 2.300 Türken in Jerusalem eingetroffen. Gewöhnlich lag die Anzahl der Reisenden zwischen 150 und 200. Auch bei uns hat die Nachfrage zugenommen“, sagte Numan Balci, Inhaber des Reiseunternehmens „Qibla Tourism“ und Reiseführer in Jerusalem. Die Tourpläne für die ersten sechs Monate dieses Jahres seien bereits vorbereitet

„Der Hotelbelegung liegt aktuell bei 70 Prozent. Ich denke, dass diese Zahl noch weiter steigen wird, wenn Turkish Airlines ihre Preise senkt“, fügte er hinzu.

Anfang Dezember hatte Trump Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt

Im vergangenen Monat hatte Trump seine Entscheidung bekannt gegeben, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, was eine weltweite Verurteilung und Protestwelle ausgelöste.

Am 21. Dezember 2017 haben in einer vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan initiierten UN-Resolution 128 Staaten mit einer überwältigenden Mehrheit gegen den Jerusalem-Beschluss des US-Präsidenten gestimmt. Darin werden die USA aufgefordert, die Entscheidung, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, zurückzunehmen.

Sogar Staaten wie zum Beispiel Deutschland und Österreich, die sonst für ihre historisch Türkei-kritische Haltung bekannt sind und traditionell mit einem “Hayir” stimmen, wenn es um Dinge geht, die in irgendeiner Form mit Ankara zu tun haben, stellten sich  überraschenderweise gegen die US-Regierung. Nur neun Staaten stimmten für die Trump-Entscheidung und 33 Staaten enthielten sich.

Das Ergebnis der UNO zeige, dass die einseitige Entscheidung Trumps über Jerusalem, gegen den internationalen Konsens verstoße und der Status der heiligen Stadt durch Verhandlungen entschieden werden sollte, sagten Kritiker des US-Präsidenten.

In derselben Woche verhinderten die USA mit ihrem Veto eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Alle anderen 14 Ratsmitglieder stimmten dafür. Ein Veto-Recht gibt es im UN-Plenum anders als im Sicherheitsrat nicht, jeder der 193 Staaten hat eine Stimme. Die Resolution ist völkerrechtlich nicht bindend.

Donald Trump warnte andere Länder, bei der Abstimmung in der Vollversammlung gegen die USA zu votieren. Er drohte offen, finanzielle Hilfen zu stoppen. Es gebe Länder, die das Geld der USA nähmen und dann gegen sie stimmten. “Wir beobachten diese Staaten. Lasst sie gegen uns stimmen. Wir werden eine Menge sparen. Es ist uns egal”, so Trump.

Vor der Abstimmung in New York hatte Erdogan an die internationale Gemeinschaft appelliert, sich nicht dem Druck der USA zu beugen.
“Die Wiege der Demokratie sucht in der Welt Willen, den man mit Dollar kaufen kann. Herr Trump, Sie können den demokratischen Willen der Türkei nicht mit Ihren Dollars kaufen”, sagte Erdogan.

Nur wenige Tage später kündigten die USA bereits Kürzungen an

“Die Ineffizienz und die Überschreitung der Ausgaben der Vereinten Nationen sind bekannt. Wir werden nicht länger zulassen, dass die Großzügigkeit des amerikanischen Volkes ausgenutzt wird oder unkontrolliert bleibt”, sagte UN-Botschafterin der USA Nikki Haley in einer Erklärung und fügte hinzu: “Sie können sicher sein, dass wir weiterhin sehen werden, wie wir die Effizienz der Vereinten Nationen erhöhen können, während wir unsere Interessen schützen”.