Istanbul (nex) – Dem türkischen Finanzsystem konnten etwa 75 Tonnen Gold, die sich „unter den Kopfkissen“ befanden, wieder zugeführt werden, sagte eine Vertreterin der Branche. Die Regierung habe an neuen Plänen gearbeitet, um diesen Betrag deutlich zu erhöhen, so die Geschäftsführerin der Istanbul Gold Raffinerie (İAR) Ayşen Esen gegenüber Reuters.
Sie wies darauf hin, dass sich in der Türkei 2.500 bis 5.000 Tonnen Gold „unter den Kopfkissen“ der Menschen befinde. Das ist eine türkische Redensart, mit der Geld, Gold oder andere Wertgegenstände gemeint sind, die persönlich aufbewahrt werden, häufig tatsächlich unter dem Kopfkissen.
Schätzungen zufolge liege der Gesamtwert dieser Goldmenge zwischen 100 und 200 Milliarden US-Dollar. Wie seit Jahrhunderten bevorzugen Türken noch immer Gold als langfristiges Investment und ziehen es vor, dieses im eigenen Haus aufzubewahren. Die Regierung und die Banken arbeiten deshalb daran, die Goldbesitzer davon zu überzeugen, ihr Gold „unter den Kissen“ hervorzuholen und es entweder zu verkaufen oder zur Bank zu bringen, um durch Ersparnisse die Wirtschaft des Landes anzukurbeln.
Das türkische Finanzamt kündigte im September die Ausgabe von zwei Arten von Anleihen, um “2.200 Tonnen Gold unter den Matratzen” mit einem Marktwert von rund 100 Milliarden US-Dollar der Wirtschaft zuzuführen, erklärte der stellvertretende Ministerpräsident Mehmet Simsek. Anderen Schätzungen zufolge sollen es sogar 5.000 Tonnen Gold mit einem Wert von 200 Milliarden US-Dollar sein, das sich im Privatbesitz befindet.
„Wir haben die technischen Arbeiten für die Ausgabe von neuen Finanzinstrumenten abgeschlossen, die es uns ermöglichen, viele Tonnen Gold unter den Matratzen in die Wirtschaft zu locken”, hatte Simsek bereits im Juli erklärt. Das Gold-Banking in der Türkei steigt laut Esen hauptsächlich aufgrund dieser Maßnahmen. Die erste Emission von Goldanleihen und der goldbasierten Leasingzertifikate startete zwischen dem 2. und dem 6. Oktober 2017. Die erste Phase dieser Emission sei abgeschlossen, bemerkte Esen und ergänzte: „Wir glauben, dass dieser Schritt durchaus sinnvoll ist.“
Elf Banken in der Türkei sammelten letztes Jahr fast 60 Tonnen Gold. Dieser Wert sei dank der Maßnahmen in diesem Jahr auf 75 Tonnen gestiegen. Das sei jedoch nicht genug, sagte Esen und fügte hinzu, dass die Regierung zusätzliche Maßnahmen einleiten sollte, die es ermöglichen, dass viel höhere Goldmengen in das Finanzsystem gelangen, anstatt unter der Matratze versteckt zu bleiben.
“Das Finanzministerium hat kein Anleiheproblem”, sagte der Vizepremier Mehmet Simsek im September und ergänzte, dass man die Wirtschaft ankurbeln, Einsparungen erzielen, Ressourcenprobleme lösen und die Ersparnisse der Menschen, die sie zu Hause behielten, der Wirtschaft zuführen wolle. Die Rückzahlung werde in Goldmünzen oder Ein-Kilogramm-Goldbarren erfolgen, die von der staatlichen türkischen Münzprägeanstalt hergestellt würden.