Von Thorsten Reuters
Kempten (nex) – Nachdem der Profiboxer und Weltmeister im Superweltergewicht Ünsal Arik in diversen TV-Auftritten den türkischen Präsidenten verurteilte und dessen Anhänger in Deutschland dazu aufrief, auszuwandern, machte er sich infolgedessen auch außerhalb der Boxwelt einen Namen. Das gefiel der breiten Masse.
Kritik und Beleidigung des türkischen Präsidenten und seiner Anhänger ist in Deutschland momentan en vogue. Von „Ziegen-“ bis „Kinderficker“ ist fast alles erlaubt und zählt, falls nötig, zu Satire. Endlich darf man es – ohne Fremdenfeindlichkeit oder Rassismus vorgeworfen zu bekommen – sagen. Immerhin geht es um die „Verteidigung“ von Demokratie und Menschenrechten.
Erdogan-Kritik vereint das gesamte politische Spektrum Deutschlands, von links bis rechts ist das gesamte Spektrum vertreten.
„Arik ist in Deutschland bekannt und beliebt für seine Attacken gegen Erdogan“, schreibt etwa Tobias Schuhwerk, Redakteur des Online-Portals „allgaeu.life“.
Einem jungen Boxer namens Sükrü Altay scheint das alles zu viel geworden zu sein. In einem auf Facebook geteilten Video hat er nun den GBU-Weltmeister Ünsal Arik zu einem Boxkampf herausgefordert. Der kaum bekannte Verband „Global Boxing Union“ (kurz GBU) ist ein deutscher Verband aus dem Bereich Frauenboxen. Eine zu Beginn vorhandene Männersparte der 2005 gegründeten GBU wurde aufgegeben, inzwischen jedoch wieder eingeführt.
Hiermit fordere ich @ünsal arik heraus, der unseren Präsidenten Herrn Erdogan seit Monaten in der Presse beleidigt!
Wenn du ein Mann bist @dbderboss, lass uns im Ring kämpfen und zeige das du nicht nur mit deiner großen Klappe in den Medien unseren Präsidenten beleidigen kannst
Das Video wurde über 656.000-mal aufgerufen und über 2.000-mal – und somit öfter als Ariks Anti-Erdogan-Rap – geteilt. Erwartungsgemäß folgten im Kommentarbereich Spott und Beleidigungen. Dabei blieb es allerdings nicht, über Facebook-Messenger kamen Altay zufolge nun auch Drohungen. „Wir werden deine Hände abschneiden du Hurensohn“, schrieb etwa ein User. Man werde ihn finden und töten, lautet eine weitere Nachricht
„Ich weiß nicht, warum sich so viele PKK-Sympathisanten gemeldet haben, die PKK oder die Kurden habe ich doch gar nicht erwähnt“, so Altay gegenüber NEX24. Er antworte auf die vielen Bedrohungen gar nicht mehr und lösche sie sofort.
Altay habe mit seinem Video bloß seine Wut zum Ausdruck bringen wollen. „Arik sollte mit dem Hetzen aufhören“, so Altay weiter. In einer so angespannten Lage zwischen den beiden Lagern (Ja- und Nein-Wähler, Anm. Redaktion) habe Arik Öl ins Feuer gegossen und alles noch viel schlimmer gemacht. „Es ist besser, wenn nur zwei im Ring kämpfen, als wenn ein ganzes Land im Bürgerkrieg versinkt“, sagte Altay gegenüber NEX24.
https://www.facebook.com/suekruealtay/videos/1700002913633498/
Am vergangenen Sonntag stimmten die Türken in einem Referendum mit über 51 Prozent für eine Änderung der vom türkischen Militär zwei Jahre nach dem blutigen Putsch von 1980 entworfenen Verfassung. Die Opposition warf der Regierung Wahlbetrug vor und forderte eine Neuauszählung der Stimmen.
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