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Türkei: Antisemitische Kommentare nach jüdischer Hochzeit in Edirne

In der neueröffneten Synagoge in Edirne wurde nach über vier Jahrzehnten die erste Hochzeit gefeiert, der man per Livestream folgen konnte. Außer Glückwünschen habe es auch viele antisemitische Kommentare gegeben.

(Foto: screenshot/twitter)
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Edirne (nex) – In der neueröffneten Synagoge in Edirne wurde nach über vier Jahrzehnten die erste Hochzeit gefeiert, der man per Livestream folgen konnte. Außer Glückwünschen habe es auch viele antisemitische Kommentare gegeben.

Die Kommentare der Hetzer hätten von  „besetztes Palästina“ bis „Tötet die Juden“, gereicht, so ein führendes Mitglied der Jüdischen Gemeinde des Landes.

Ishak Ibrahimzadeh, der Präsident der Jüdischen Gemeinde der Türkei, erklärte am vergangenen Sonntag, dass manche User in den sozialen Medien auf seine Einladung, der ersten seit 41 Jahren wieder stattfindenden Hochzeit in Edirne, einer Stadt nahe der griechischen Grenze, per Livestream zu folgen, mit Hate Speech reagierten.

„Viele Antisemiten machten ihrem Hass auf Periscope Luft“, sagte Ibrahimzadeh mit Verweis auf den Streamingdienst, mit dem man die Hochzeit in der Großen Synagoge von Edirne verfolgen konnte. Die Synagoge wurde jahrzehntelang nicht genutzt. Im vergangenen Jahr wurde sie nun nach einer fünf Jahre dauernden, staatlich finanzierten Restauration wiedereröffnet.

„Sie sind der Grund für die Islamophobie. Gemeinsam werden wir sie besiegen.“

Manche User schrieben “Tötet die Juden”, wie die Nachrichtenseite nrg am Sonntag berichtete. Ein User schrieb: „Wie schade, dass Hitler es nicht zu Ende brachte.“ Andere kommentierten mit „besetztes Palästina“.

Ibrahimzadeh appellierte per Twitter an das türkische Justizministerium und den parlamentarischen Ausschuss zur Untersuchung von Menschenrechtsverletzungen, Ermittlungen gegen die für die Hassreden Verantwortlichen wegen Schürens von Rassenhass einzuleiten.

„Stellen die Kommentare auf Periscope über die Synagoge in Edirne kein Hassverbrechen dar?“, fragte Ibrahimzadeh.

In Edirne leben wenige Juden, und fast alle der insgesamt hundert Gäste, die an der Hochzeit von Günes Mitrani und Harun Esentürk teilnahmen, kamen aus Istanbul, anderen Orten der Türkei und dem Ausland.

Aufgrund der momentan gespannten Lage in der Türkei und den Anschlägen standen die Gäste in der Synagoge unter extremem Polizeischutz. Ein türkisches Fernsehteam machte Aufnahmen, die zeigen, wie die Polizei im Eingangsbereich Blumenarrangements mit Metalldetektoren scannt.

Trotz alledem herrschte eine ausgelassene Stimmung in dem massiven, cremefarbenen Gebäude mit der reich verzierten Innenausstattung. Die teuer gekleideten Gäste mit ihren weißen Kippas jubelten und pfiffen, als ein Verwandter der Braut den Saum ihres Brautkleides anhob, um ihre weißen Schuhe zu zeigen.

Nach der Trauung tanzten die Gäste die Hora, einen Tanz aus den Balkanstaaten, den man auch auf Hochzeiten in Israel und den USA gerne tanzt.


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