Washington (dts) – Weltbank-Präsident Jim Yong Kim hat die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gelobt. Merkels Politik sei für ihn „sehr inspirierend“, sagte Kim in einem Gespräch mit der „Welt am Sonntag“. „Angela Merkel ist für mich eine der außergewöhnlichsten Regierungschefs der Welt“, so Kim, der 1964 selbst mit acht Jahren aus Südkorea geflohen war.
Er zeigte sich trotz der anhaltenden Streits unter den EU-Staaten überzeugt, dass Europa an der Flüchtlingspolitik nicht zerbricht. „Ich glaube fest an die Kraft des europäischen Projekts.“ Der Weltbank-Präsident forderte Europa auf, die Flüchtlingskrise als Chance zu begreifen. Jedes einzelne EU-Land brauche wegen der demografischen Entwicklung auf die eine oder andere Weise qualifizierte Arbeitskräfte.
„Die Länder, die heute am besten Immigranten integrieren, werden in Zukunft die wettbewerbsstärksten sein“, sagte Kim. Europa müsse begreifen: „Diese Herausforderung wird schon allein wegen der Demografie nie weggehen. Europa ist auf Zuwanderung angewiesen.“ Den derzeitigen Flüchtlingsstrom hält aber auch Kim für nicht verkraftbar. Zu viele Menschen riskierten bei den Überfahrten ihr Leben, zu unhaltbar seien die Zustände in den Flüchtlingslagern, zu ungerecht sei die Lastenverteilung. Neben dem Flüchtlingsstrom bereitet Kim auch das anhaltend schwache Wachstum der Weltwirtschaft Sorgen.
Die Weltbank hat gerade erst ihre Wachstumsprognosen herunterschrauben müssen. „Wir sehen allerdings keinen globalen Abschwung heraufziehen“, sagte der Weltbank-Präsident. Kim ermunterte Länder „mit finanziellem Spielraum, die Nachfrage zu stärken und insbesondere Investitionen in Infrastruktur zu erhöhen.“