ein Gastbeitrag von Nabi Yücel
Das Mahnmal in Köln an der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke erregt seit mehr als fünf Jahren die Gemüter. Weil die Stele unrechtmäßig ständig an Ort und Stelle steht, hat die „Initiative Türkischer Vereine und Verbände in Köln und Umgebung“ eine Unterschriftenaktion (Link) ins Leben gerufen. Man will deutlich machen, dass die ständige Präsenz der Stele sich gegen die Verständigungskultur richtet und die gesellschaftliche Solidarität ausschließt.
Nicht zu Unrecht, wie sich bald herausstellt, als die „Initiative Türkischer Vereine und Verbände in Köln und Umgebung“ sich zu dieser Unterschriftenaktion entscheidet und öffentlich bekannt gibt, um Solidarität unter den Türken zu demonstrieren. Deutsche Medien berichten über die Solidaritätsaktion und werfen ihr unter Hinzuziehung von „Experten“ Verfassungsfeindlichkeit, nähe zur türkischen Regierung bis hin zu Islamismus und Rechtsradikalismus vor. Eine gängige Art, den nötigen und dringlichen Diskurs erst nicht aufkommen zu lassen.
Dabei handelt es sich um insgesamt 61 Vereine aus Köln und Umgebung, die einen beträchtlichen, ja sogar überwältigenden Anteil der Türken in Köln und Umgebung vertreten bzw. abbilden, darunter Moscheen, Kulturvereine oder Wirtschaftsverbände. Der Schritt dieser Initiative ist insofern interessant, als dass sie sich diesmal öffentlich zu der Stele äußert und entschieden dagegen vorgehen will.
Man stellt einerseits fest, dass ein letzter Eilantrag der „Initiative Völkermord Erinnern“, das Mahnmal nicht nur temporär, sondern auch langfristig aufgestellt zu lassen, durch das Verwaltungsgericht Köln am 23.06.2023 abgelehnt wurde. Andererseits ist die besagte Initiative bestrebt, durch ständige Agitationen und Unterstellungen massiven Druck auf Stadt und Verwaltung auszuüben, damit die Demontage der Stele unterbleibt.
Gravierender erachten die 61 türkischen Vereine jedoch die kategorische Weigerung der „Initiative Völkermord Erinnern“, den Dialog mit ihnen zu suchen. Diese jahrelange rücksichtlose einseitige Haltung habe den gegenseitigen Respekt unterhöhlt, der Vielfalt der Stadt sehr geschadet. Man wünsche sich einen inklusiven Austausch und entsprechende Umgangsart, um eine Aussöhnung zu geschichtlichen Ereignissen zu erreichen, zumindest einen Konsens zu finden. Eine aufoktroyierte Geschichtsauffassung werde aufgrund dieser totalitären Haltung nicht mehr akzeptiert, so die Vertreter der „Initiative Türkischer Vereine und Verbände in Köln und Umgebung“ und fordern zur Solidarität mit der Initiative auf.
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