Berlin – Im Vorfeld der zweiten UN-Verhandlungsrunde über ein Abkommen gegen Plastikverschmutzung fordert der WWF die Regierungen auf, weltweite Verbote und Ausstiegsmaßnahmen für „risikoreiche und unnötige“ Einwegplastikprodukte wie Plastikbesteck, Zigarettenfilter, und Mikroplastik in Kosmetika zu unterstützen.
In Fällen, wo ein umgehendes Verbot schädlicher Produkte nicht möglich ist, müsse das Abkommen sicherstellen, dass diese Produkte bis spätestens 2035 vollständig aus dem Verkehr gezogen werden. In heute veröffentlichten WWF-Berichten werden die umweltschädlichsten Kunststoffprodukte erstmals für den neuen UN-Vertrag kategorisiert. Zudem werden globale Kontrollmaßnahmen vorgeschlagen, die erforderlich sind, um diese Kunststoffe entweder zu eliminieren, zu reduzieren oder sicherzustellen, dass sie nicht in die Umwelt gelangen und im Kreislauf geführt werden.
Die Analyse teilt Kunststoffe dafür gemäß ihres Verschmutzungsrisiko in Produkt-Kategorien ein, statt einzelne Produkte zu betrachten, so dass eine Regulierung auf globaler Ebene einfacher und wirksamer umsetzbar wird. Das finale Abkommen soll 2024 fertig sein, in Paris findet das zweite von fünf Verhandlungstreffen statt.
„Die Staatengemeinschaft muss in Paris das Fundament für einen starkes und verbindliches Abkommen gießen, das die globale Plastikflut wirksam eindämmt. Jetzt ist es Zeit konkret zu werden und Kunststoffe mit hohem Verschmutzungsrisiko wie Wegwerfartikel, Mikroplastik und sogenannte Geisternetze aus der Fischerei zur Priorität zu machen. Für das finale Abkommen sind weltweite Verbote für bestimmte, besonders schädliche Kunststoffprodukte als Teil der Lösung unumgänglich. Über diese Eckpfeiler muss bereits in Paris entschieden werden.“, verdeutlicht Heike Vesper, Geschäftsleiterin Transformation und Politik des WWF Deutschland
Obwohl Kunststoff haltbar und vielseitig einsetzbar ist, werden aus fast der Hälfte des produzierten Plastiks kurzlebige oder Einwegartikel hergestellt, deren Zerfall – wenn sie in die Natur geraten – Hunderte von Jahren dauern kann. Die meisten dieser Produkte werden in Ländern mit hohem und mittlerem Einkommen verbraucht. Untersuchungen zeigen, dass 2015 bereits 60 Prozent aller jemals produzierten Kunststoffe ihr Lebensende erreicht hatten und weggeworfen wurden. Weltweit wurden weniger als 10 Prozent des Plastikmülls recycelt. Der Rest wurde entweder verbrannt, auf Mülldeponien gelagert oder so schlecht gehandhabt, dass er in die Umwelt gelangt.
„Wir sind in ein System verstrickt, in dem wir weit mehr Plastik produzieren, als jedes Land bewältigen kann. Das Resultat ist eine Plastikflut, die langfristig sowohl die Umwelt als auch die Gesellschaft stark belastet“, so Heike Vesper weiter. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird sich die weltweite Plastikproduktion bis 2040 verdoppeln und die Gesamtmenge der Plastikmülls in unseren Meeren wird sich vervierfachen. Viele Länder setzen bereits Einzelmaßnahmen wie Verbote von Plastiktüten, Rührstäbchen oder Einwegverpackungen um, doch es ist offensichtlich, dass dies nicht ausreicht. Wir brauchen weltweit vereinbarte Regeln, die in großem Maßstab wirken und für alle Länder und Unternehmen die gleichen Bedingungen schaffen. Die Pariser Verhandlungen bieten die Chance, uns von der Einweg-Mentalität loszusagen. Nun müssen die Verhandlungen aber konkret werden, sonst laufen wir Gefahr, eine politische Einigung bis 2024 zu verpassen.“
Hintergrund: Mit Hilfe des Global Plastic Navigator des WWF, einer interaktiven Weltkarte, die neben der Plastikverschmutzung der Ozeane zeigt, in welchen Ländern besonders viel Plastikmüll in die Umwelt gelangt, lässt sich jetzt auch der Stand der aktuellen Vertragsverhandlungen zum Abkommen verfolgen. Er visualisiert in der Kategorie „Policy“ wichtige Politikfelder in den Vertragsverhandlungen.