Kiew – In einem Gespräch mit der britischen Tageszeitung The Guardian bewertete ein Kämpfer des tschetschenischen Dschochar-Dudajew-Bataillons die aktuelle Situation in der Ukraine. Das Battaillon kämpft neben zwei weiteren tschetschenischen Battailons in den Reihen der ukranischen Streitkräfte gegen die russische Armee. „Wir kämpfen für eine freie Zukunft“, so der Kämpfer mit dem Spitznamen Tor.
Das Dschochar-Dudajew-Bataillon ist eine Formation, die seit der russischen Invasion auf der Krim und im Donbass im Jahr 2014 an der Seite der ukrainischen Armee kämpft. Es hat seinen Namen vom ersten Präsidenten des unabhängigen Tschetscheniens nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion, Dschochar Dudajew.
Die berüchtigte tschetschenische Miliz des vom Kreml unterstützten Ramsan Kadyrow ist eine bekannte Einheit. Weniger bekannt sind die drei tschetschenischen Bataillone auf ukrainischer Seite, die an den zermürbendsten und blutigsten Frontlinien kämpfen, im Gegensatz zu Kadyrows Truppen.
„Das Bataillon wurde gebildet, um den Frieden zu wahren“, so der tschetschenische Kämpfer über die Bildung des Bataillons.
Viele ihrer Kämpfer sind tschetschenische Emigranten der ersten oder zweiten Generation, die vor Kadyrows tyrannischer Herrschaft geflohen sind, als er als Putins starker Mann aus den postsowjetischen Kriegen gegen eine tschetscheniche Unabhängigkeit hervorging.
Die Tschetschenen sagen, dass sie für die Ukraine kämpfen, da dies die beste Chance darstelle, diese Nationen unter dem zu befreien, was sie als „das russische Joch“ bezeichnen. Diejenigen von ihnen, die schon länger in der Ukraine leben, fügen hinzu, dass das Land ihnen auch die Freiheit bietet, ihren muslimischen Glauben auszuüben.
Wie The Guardian weiter berichtet, operiert die Einheit unter dem Kommando der ukrainischen Armee, erhält aber keine Mittel aus dem Verteidigungsbudget. Seine Zentrale im Keller eines Gebäudes in Kiew ist übersät mit eingelegtem Gemüse, Splitterschutzwesten, einem Maschinengewehr und sogar einer Starlink-Satellitenschüssel. Sie suchen ständig nach weiteren Spenden. Ein an einem Kleiderhaken hängender Sombrero bietet einen ungewöhnlichen Anblick. „Wir haben einen mexikanischen Spender“, sagt Tor. „Er war schon ein paar Mal hier, er hat zwei Autos gespendet.“
Die Frustration, sagen die Tschetschenen, sei, dass der Westen noch nicht auf die Notwendigkeit aufmerksam geworden sei, die Ukrainer richtig zu bewaffnen. Die Bereitstellung von US-Himars-Raketensystemen soll die Befreiung der südlichen Cherson-Region Ende vergangenen Jahres ermöglicht haben. Das langsame Tempo der Bundesregierung bei ihren Beratungen über die Lieferung von Leopard-2-Panzern sei laut Tor „ein Verbrechen“ gewesen. „Gib der Ukraine einfach die Waffen und sie werden den Rest erledigen und die Situation retten, ohne dass du dein Blut vergießen musst.“
Die Erfolgsbilanz des Bataillons seit dem 24. Februar könne sich durchaus sehen lassen, so The Guardian weiter. Die Einheit führte im März vergangenen Jahres Sabotage- und Aufklärungsaktivitäten im Norden von Kiew durch, als die Russen versuchten, die Hauptstadt der Ukraine zu stürmen, bevor sie sich an der Befreiung der Stadt Izium im Nordosten des Landes beteiligten.
„Die Russen haben viel schwere Artillerie und die ukrainische Armee hat nicht genug, um all diese Stellungen zu halten. Nicht genug Mörser, um die Russen zurückzuhalten. Die russische Taktik ist, alles zu zerstören, nur Ruinen zu hinterlassen und dann kommt die Infanterie. Es ist eine Taktik, die sie in Tschetschenien angewendet haben“, so ein weiterer Kämpfer gegenüber The Guardian.
Der Bataillonskommandeur ist der 41-jährige Adam Osmaev. Als schloss sich 1999 dem Kampf gegen Russland an, als der zweite Tschetschenienkrieg ausbrach. Im Oktober 2017 wurde Osmaev verwundet und seine Frau, Amina Okujewa, eine Scharfschützin des Bataillons, wurde getötet, als mutmaßliche russische Geheimdienstagenten mit einem Kalaschnikow-Gewehr das Feuer auf sie eröffneten, als sie mit dem Auto zu ihrem Haus außerhalb von Kiew zurückkehrten.
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