Mainz – Am 30. Oktober 1961 schlossen die Bundesrepublik Deutschland und die Türkei ein Anwerbeabkommen. 60 Jahre später blickt 3sat mit „3satThema: Fremde oder Freunde?“ am Mittwoch, 20. Oktober 2021, ab 20.15 Uhr in drei aktuellen Dokumentationen auf Geschichte und Gegenwart. Wie erging es den ersten Arbeiterinnen und Arbeitern in der Bundesrepublik, und wie leben sie heute? 3sat strahlt den ganzen Abend in Zweikanalton deutsch/türkisch aus.
Zum Auftakt um 20.15 Uhr berichtet die Dokumentation „Von Türken zu Almans. Die Geschichte türkischer Gastarbeiter in Deutschland“ (Erstausstrahlung) über Hintergründe und Geschichte. Ab 1961 holte die Bundesrepublik türkische Gasterbeiter ins Land. Man brauchte die Menschen, um das Wirtschaftswunder fortzuschreiben. Hasan Özen und Aydin Fidan erinnern sich an ihre erste Zeit, als sie noch dachten, die Deutschen würden ihnen bei jeder Gelegenheit Schweinefleisch unterschieben. Waren die türkischen Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter erst willkommene Arbeitskräfte, die für wenig Geld schwer anpacken konnten, schlug in den 1990er-Jahren die Stimmung um.
Um 21.00 Uhr zeigt die Dokumentation „Neue Heimat Almanya. Türkische Deutsche, deutsche Türken“ (Erstausstrahlung) das Leben heute. Filmemacherin Candan Six-Sasmaz ist selbst Tochter eines türkischen Gastarbeiters. Am Beispiel ihrer Familie erzählt sie eine typische Migrationsgeschichte. Ihr Vater Oguz hat in der Fabrik gearbeitet, damit seine drei Töchter es besser haben als er. Inzwischen ist er Rentner und verbringt die Hälfte des Jahres in Neumünster, die andere Hälfte in seiner Geburtsstadt in Antalya. Nach drei Tagen dort kommt der Deutsche im Türken Oguz Sasmaz heraus. In Antalya fehlen im deutsche Ordnung und Pünktlichkeit. Seine Frau weiß, dass sie nicht nur in Deutschland Fremde sind, sie haben sich auch von der Türkei entfremdet.
Um 21.45 Uhr stellt die Dokumentation „Kültür für Deutschland. Künstler*innen zwischen Tradition und Integration“ (Erstausstrahlung) türkeistämmige Künstlerinnen und Künstler in Deutschland vor, die im Spannungsfeld zweier Kulturen leben und arbeiten und zeichnet ein authentisches Bild einer ganz besonderen Kulturszene in Deutschland. Kinder und Enkelkinder der sogenannten Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter werfen mit ihrer Kunst einen einzigartigen Blick auf Deutschland. In „Kültür für Deutschland“ geht es um ihre Geschichten und ihren Weg in die deutsche Kulturszene: Serdar Somuncu, Mousse T., Eko Fresh, Elif, Shermin Langhoff und andere erzählen von ihrem künstlerischen Schaffen und den Herausforderungen, die sie zu meistern hatten und noch immer haben.
Eine weitere Sendung zum Anwerbeabkommen zeigt das ZDF am Dienstag, 30. November 2021, um 20.15 Uhr: In der „ZDFzeit“-Doku gewähren zahlreiche in Deutschland bekannte Prominente Einblicke in ihre ganz eigene Migrationsgeschichte, darunter Collien Ulmen-Fernandes, The Duc Ngo sowie Eko Fresh. Sie sind in Deutschland aufgewachsen und haben es bis ins Rampenlicht geschafft. Für viele sind sie Vorbilder, Identifikationsfiguren und Vorzeigebeispiele für gelungene Integration. Aber lief wirklich alles immer so glatt? Wie blicken sie auf ein Land, in dem über die Chancen und Probleme von Zuwanderung immer wieder heftig diskutiert wird? Was bedeutet für sie der Begriff „Heimat“?
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