Der drohende Brexit Ende Oktober bringt deutschen Industrieunternehmen neben vielen Nachteilen auch Standortvorteile. Das zeigt das Kölner Institut der deutschen Wirtschaft (IW) am Beispiel der Pharmaindustrie in einer noch unveröffentlichten Studie, die der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ vorliegt.
Durch den britischen EU-Austritt „kann es punktuell zu einer Stärkung des Pharmastandorts Deutschland kommen“, heißt es in der Studie. Denn das Vereinigte Königreich werde für ausländische Investoren durch den Brexit an Attraktivität verlieren. Nutznießer dieser Entwicklung sei vor allem der starke deutsche Pharmastandort.
„Deutschland bietet sich bei Produktionsverlagerungen, aber auch für die Forschung und Entwicklung sowie die Durchführung klinischer Studien als neuer Standort für den europäischen Markt an“, so die Studie. Nach einem ungeregelten Brexit dürfen zudem Medikamente, die in Großbritannien für die EU zugelassen wurden, auf dem europäischen Kontinent nicht mehr vertrieben werden.
Zurzeit werde noch fast jedes vierte Arzneimittel für den europäischen Markt im Vereinigten Königreich freigegeben, so das Institut. Um den viel größeren EU-Markt künftig weiter mit neuen Medikamenten versorgen zu können, müssten die Zulassungsverfahren aus Großbritannien in die EU verlagert werden.
„Eine Zulassung im Vereinigten Königreich dürfte für europäische Pharmahersteller künftig weniger Gewicht haben, wenn doch mit einer zentralen Zulassung in der EU der größere Markt erreicht werden kann“, heißt es in der Studie. Davon könne insbesondere Deutschland profitieren.