Von Klaus JurgensWintersport
der Extraklasse? Aber sicher, man denke da zum Beispiel an Erzurum oder Kayseri. Faszinierende Citybreaks nur in Ankara, Istanbul und Izmir, den drei atemberaubendem Metropolen? Im Gegenteil, es gibt so viele weitere lohnende Ziele neben diesen drei ohnehin immer verlockenden Reisedestinationen – mit Trabzon als einer meiner persönlichen Lieblingsstädte.
Gesundheitstourismus auf Weltklasseniveau? Es ist mit Sicherheit nicht übertrieben, zu sagen, dass auch dieser relativ junge Sektor die Türkei als Marktführer dastehen lässt.
Seit dem Beginn des Massentourismus in der Türkei zu Anfang der 80er Jahre reiste eine ständig steigende Anzahl von ausländischen Touristen hierher. Nimmt man dann die türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hinzu, die Verwandte und Familie besuchen, jedoch selber auch im Ausland leben, dann wird schnell klar, dass die Türkei das Reiseland der ersten Wahl für die unterschiedlichsten Zielgruppen geworden ist.
Und genau diese Unterschiedlichkeit veranlasste die türkische Regierung seit Mitte des ersten Jahrzehntes im neuen Millennium vermehrt in die Diversifizierung des Tourismussektors zu investieren – mit sensationellem Erfolg.
Was genau waren die Auslöser? Wenn man es richtig beobachtet hat, versuchte die Regierung in Ankara in engster Abstimmung mit der so wichtigen Touristikbranche, das allseits vertraute Bild von der Türkei als ein ‚Drei S‘-Land zu überarbeiten: See, Sand und Sonne.
Hätte man in den späten 80-er Jahren, aber auch noch zu Anfang des neuen Jahrhunderts eine Umfrage unter internationalen Reiseexperten gemacht, hätten wohl die Antworten mehrheitlich ergeben, dass man in die Türkei fährt, um entweder einen Strandurlaub zu verbringen oder einen Aufenthalt plant, basierend auf einem Programm, das sich hauptsächlich mit der antiken Geschichte befasst. Nimmt man dann noch Istanbul hinzu, welches ja schon immer als eine Marke im eigenen Sinne betrachtet wurde, hatte man die drei ursächlichen Türkeireisegründe abgehakt.
Doch die überaus eifrigen und klugen Tourismusplaner im privaten wie im öffentlichen Sektor dachten schon weiter. Trotz der Tatsache, dass die Türkei eine 8.333 Kilometer lange Küstenlinie vorweisen kann, sind erstens natürlich nicht alle Regionen zum Sonnenbaden und Schwimmen im Meer geeignet, und zweitens sind unbegrenzte Bauvorhaben schädlich für die Umwelt und im Gegenzug eines Tages auch schädlich für die dann abnehmenden Besucherströme an sich, da wir ja zum Glück in der Zeit des ökologisch verantwortungsbewussten Massentourismus angekommen sind.
Also wusste man nur zu genau, dass eines Tages in der nicht allzu weit entfernten Zukunft ein ständiges Wachstum im Tourismussektor schier unmöglich wird. Die Regierung und die türkischen Unternehmer in diesem Bereich hatten also zwei Möglichkeiten: sich damit abfinden, dass es eines Tages eine nicht mehr nach oben zu korrigierende Anzahl von (ausländischen) Touristen gibt oder alternativ versuchen, dieses so große Land weitaus zugänglicher, und mit aller Höflichkeit gesagt, noch attraktiver zu machen, als es ohnehin schon war – Stichwort „Diversifikation“.
Und Erfolg konnte auf ganzer Linie verbucht werden. Zugegeben: Es gab in den letzten zwei, drei Jahren Probleme; aber die Türkei blieb trotz kurzfristiger Krisen standfest – man denke an den Einbruch im Sektor bedingt durch so verabscheuungswürdige Terroranschläge unter anderem in Ankara und Istanbul sowie durch den Militärputschversuch, den das stolze türkische Volk eigenhändig niederschlug.
Und die Prognose für das kommende Jahr 2018 sieht auch schon wieder bestens aus. Ein Einkommen von rund 30 Milliarden US-Dollar mit einer Gästezahl von über 35 Millionen Besuchern steht auf dem Plan. Da der Durchschnittsurlauber rund 800 US-Dollar pro Urlaub investiert (ohne Flug), ist das eine durchaus realistische Zahl.
Wintersport, Citybreaks, Gesundheit, Glauben, Jugend, Sport und natürlich weiterhin die Drei S und Geschichte. Dazu eines meiner eigenen bevorzugten Hobbies: Berg-Wanderurlaub.
Etwa auf einer sogenannten Yayla, einem der so beeindruckenden Bergplateaus, wobei mir immer wieder die östliche Schwarzmeerregion einfällt.
Lange schon ist die Türkei ein hochmodernes Industrieland gepaart mit einer boomenden Bildungsökonomie geworden, aber man sollte niemals den Tourismussektor als willkommene permanente Einnahmequelle wie auch unverzichtbaren multikulturellen Brückenbauer unterbewerten.
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Klaus Jurgens – London School of Economics Postgraduate Degree Government. Vormals Uni-Dozent Ankara, Schwerpunkt BWL und KMU. Über zehn Jahre vor Ort Erfahrung Türkei. Zur Zeit wohnhaft in Wien. Politischer Analyst und freiberuflicher Journalist.