Ankara (nex/eurasia) – Die türkische Rüstungsindustrie hat die ersten 500 heimisch hergestellten MPT-76 Sturmgewehre an die türkischen Streitkräfte ausgeliefert. Für die türkische Rüstungsindustrie stellt der Deal einen Meilenstein dar und bietet einen Grund für neue Rüstungsentwicklungen.
Türkische Truppen erhalten am Mittwoch die erste Lieferung von indigenen Sturmgewehren, teilte ein Vertreter des Rüstungskonzerns MKEK am Dienstag mit.
Das MPT-76 wird das Standardgewehr G-3 in der türkischen Armee ersetzen, das vom deutschen Hersteller Heckler & Koch (HK) entwickelt wurde.
2015 begann MKEK mit der Produktion des MPT-76 in der zentralanatolischen Stadt Kirikkale. MPT bedeutet auf Türkisch „Nationales Infanteriegewehr“. Es hat das Kaliber 7,62 Millimeter für NATO-Munition. Türkische Rüstungsexperten loben das neue Gewehr:
„Das MPT-76 ist effektiv wie das G-3, verlässlich wie die AK-47 und praktisch wie das M-16.“
Das Gewehr zeichnet sich durch eine effektive Schussreichweite von bis zu 600 Metern aus. Es kann 600 Schuss pro Minute mit einer Mündungsgeschwindigkeit von 800 Metern pro Sekunde abfeuern. Die MPT-76 gilt aktuell als das beste Sturmgewehr der Welt. Als bisher einziges Sturmgewehr hat die MPT-76 insgesamt 42 Nato- und weitere acht Tests bestanden. Wie das englischsprachige Nachrichtenportal Daily Sabah unter Berufung auf Militärkreise berichtet, seien dabei 1,1 Millionen Kugeln verschossen worden.
„Wir erwarten, dass das Gewehr dem türkischen Staat große Mengen Geld einspart und einen Meilenstein für die weitere Entwicklung von anderen Waffensystemen darstellt“, so ein MKEK-Vertreter.
NEX24 und Eurasia News sprachen mit dem renommierten türkischen Rüstungsexperten Yusuf Akbaba über die Bedeutung des neuen selbstentwickelten Rüstungsproduktes im Inventar der türkischen Armee. Akbaba erklärte:
„Die Türkei benutzt das deutsche G-3 als Standardgewehr. Die deutsche Rüstungsschmiede Heckler & Koch erklärte seinerzeit, dass es der TSK keine Waffe mehr zur Verfügung stellen wird. Die Erklärung Österreichs im November 2015, die Türkei angesichts ihres Kampfes gegen die terroristische PKK unter ein Rüstungsembargo zu stellen, war der letzte Beweis für die Notwendigkeit, dass die Türkei auf eigene Kräfte setzen muss.“
Auf die Frage hin, in welchem Ausmaß das neue Gewehr das altbewährte G-3 ersetzen soll, informierte der Rüstungsexperte:
„Wir haben es hier mit einem Gewehr zu tun, dass ausschließlich für die türkische Armee konzipiert wurde. Die Armee möchte mindestens 500.000 MPT-76 ins Inventar aufnehmen.“
Nur wenige Armeen kämpfen heute noch mit Munition vom NATO-Kaliber 7,62 Millimeter. Akbaba skizzierte gegenüber der Redaktion, warum die TSK diese Munitionsgröße befürworten:
„Andere NATO-Staaten in Europa führen keine Konflikte, wie es die Türkei im Südosten des Landes zu führen hat. Sie setzen deshalb auf kleinere Kaliber. Die TSK forderte von der lokalen Rüstungsindustrie, eine Waffe mit diesem großen Kaliber zu entwickeln, weil der Schütze in der Lage sein muss, den Angreifer mit einem Schuss direkt zu töten. Die NATO-Munition eignet sich dafür besser.“
Mit Blick auf das Export-Geschäft bemerkte der Militärexperte:
„Da das Gewehr MPT-76 zu hundert Prozent indigen ist, liegen die Patente für das System auch in der Türkei. Zwei Staaten interessieren sich für die Einführung des MPT-76. Aserbaidschan erhielt bereits Prototypen für den Test und benutzt das türkische Scharfschützengewehr Bora-12 in Serie. Pakistan benutzt auch das G-3 als Standardgewehr und möchte dieses ersetzen. MPT-76 wurde ins Rennen als neues Standardgewehr geschickt.“
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