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Krebsbehandlung
Deutschtürkische Biontech-Gründer forschen an Krebsmedizin

Das Biontech-Gründerpaar Ugur Sahin und Özlem Türeci sieht nach seinem Erfolg mit dem Corona-Impfstoff die größeren Aufgaben noch vor sich.

Das deutsch-türkischen Power-Paar Uğur Şahin (55) und Özlem Türeci (53), haben mit ihrem Unternehmen BioNTech den mRNA-Impfstoff BNT162b2 gegen das tödliche Virus Covid-19 entwickelt. (Foto: Biontech)
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Hamburg – Das Biontech-Gründerpaar Ugur Sahin und Özlem Türeci sieht nach seinem Erfolg mit dem Corona-Impfstoff die größeren Aufgaben noch vor sich.

„Wenn wir betrachten, wozu wir beitragen möchten, ist noch nicht viel erreicht“, sagt Türeci im Gespräch mit dem stern. Sahin erwartet für die kommenden Jahre einen deutlichen Fortschritt bei Therapien gegen Krebs und auch das Altern.

„In der Medizin kann man gut vorhersagen, was in den nächsten zehn Jahren geschehen wird“, sagt er. „Aber man unterschätzt häufig, was in den nächsten 30 Jahren möglich ist.“

Die Entwicklung neuartiger Krebsbehandlungen gehört zu den Kernzielen des Mainzer Unternehmens Biontech. Einerseits gehe es darum, Krebs früher zu erkennen und zu behandeln, sagt Türeci. Andererseits strebten sie an, „fortgeschrittenen Krebs zu einer chronischen Erkrankung zu machen, mit der man leben kann“. Gleichzeitig bremst die Onkologin übertriebene Erwartungen: „Die Vorstellung, man hat eine Pille, und die heilt alle Krebsarten unmittelbar, die wird nicht eintreten.“

Das Gespräch bildet den Auftakt des siebenteiligen stern-Podcasts „Eine neue Medizin – die Biontech-Story“. Die Wissenschaftsdokumentation gibt einen exklusiven Einblick in die Arbeit des Medizinerpaars Sahin und Türeci und erzählt, wie das zuvor weitgehend unbekannte Startup Medizingeschichte schrieb.

Das Unternehmerpaar Özlem Türeci und Ugur Sahin gründete 2008 die für seinen Corona-Impfstoff bekannte Mainzer Firma BioNTech, weil sie die Krebsbehandlung revolutionieren wollten.

„Wir haben BioNTech gegründet, weil wir Schlüsseltechnologien weiterentwickeln, die richtigen Leute zusammenbringen und unsere Vision für die Zukunft der Krebsmedizin verwirklichen wollen.“

Für eine mögliche Immuntherapie entwickelten Biologen ein mRNA-Verfahren, das den Krebs ganz individuell bekämpfen soll.

Krebsimmuntherapien setzen darauf, das körpereigene Immunsystem zu nutzen, um den Krebs zu bekämpfen. Die Immunantwort, die durch den Impfstoff ausgelöst wird, soll zum Tod der Krebszellen führen. Ziel ist, dass die Immunantwort selektiv erfolgt, also wirklich nur die Zellen angreift, die auch getötet werden sollen. Dazu werden beispielsweise Impfstoffe auf mRNA-Basis entwickelt, berichtet die tagesschau.

Biontech-Gründerin Özlem Türeci über die geplante Reform der Einbürgerung: „Das hätte Symbolkraft“

Türeci spricht sich dafür aus, Migranten schneller als bisher die deutsche Staatsbürgerschaft zu verleihen. „Die Einbürgerung unter bestimmten Voraussetzungen zu erleichtern, das hätte Symbolkraft“, sagt sie im Gespräch mit dem stern. Eine Gesetzesreform allein löst laut Türeci aber nicht alle Probleme: „Integration beginnt und endet nicht beim Pass.“

Im Interview spricht Biontech-Mitgründer Ugur Sahin, der wie seine Frau Türeci als Kind türkischer Einwanderer in Deutschland aufwuchs, auch über seine eigene Integration. Ein Freund und Kollege seines Vaters aus den Kölner Ford-Werken habe ihn damals gefördert: „Er hat mich begleitet, als ich mich an der Uni eingeschrieben habe.“

Wie sein Vater habe er zur ersten Generation türkischer Gastarbeiter in Deutschland gehört, „einer ignorierten Generation“. „Die Menschen kamen als Pioniere in ein neues Land und engagierten sich dafür, dass ihre Kinder studieren können. Die sollten eine Chance bekommen, die ihre Väter selbst nicht gehabt haben.“