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Historie
Germencik: Der Massenmord an türkischer Zivilbevölkerung

Heute vor 100 Jahren, am 4.-5. September 1922, ereignete sich in der Nähe der südwesttürkischen Kreisstadt Germencik/Aydın einer der furchtbarsten Massaker an der türkischen Zivilbevölkerung.

(Foto: kbe)
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Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge

Die Erschießungskommandos der griechischen Invasionsarmee hatten es in der Region Germencik an diesem Tag besonders eilig. Nach der verheerenden Niederlage der Okkupanten während der Schlacht in Sakarya im September 1921, legte die sich auf dem Rückzug befindende griechische Armee Dörfer und Städte in Westanatolien in Schutt und Asche.

Zeitchronik: 4.-5. September 1922

Unbewaffnete Zivilisten wurden aus ihren Häusern geholt und Frauen, Kinder und ältere Menschen Opfer einer rücksichtslosen Vernichtungspolitik gegen die türkisch-muslimische Zivilbevölkerung. Heute vor 100 Jahren, am 4.-5. September 1922, ereignete sich in der Nähe der südwesttürkischen Kreisstadt Germencik/Aydın einer der furchtbarsten Massaker an der türkischen Zivilbevölkerung.

Beim Massenmord wurden 94 unschuldige Zivilisten getötet

Auf der Flucht vor der heranrückenden türkischen Armee verschleppte die griechische Armee und ortskundige griechische Milizen wahllos türkische Zivilisten. Einige der Verschleppten Opfer werden an der Wand eines Hofstalls erschossen, andere mit dem Bajonett erdolcht. Die Invasoren verübten massenhafte Sexualverbrechen an Frauen und Mädchen, bei dem die Opfer anschließend getötet wurden. Bei diesem Massaker kommen 94 Zivilisten ums Leben, wobei Verletzte in den Schacht eines Ziehbrunnes („Koç kuyusu“) geworfen werden.

Damit sich die schwer Verletzten nicht befreien können, werfen die griechischen Soldaten die getöteten Dorfbewohner auf die Verwundeten. Wegen der verübten Kriegsverbrechen an der türkischen Zivilbevölkerung durch die griechische Armee wird der Ort des Schreckens später als der blutige Garten („Kanlı Bahçe“) bezeichnet. Im Andenken an die unschuldigen Opfer des Massenmords wurde ein Denkmal errichtet.

An einer Tafel sind die Namen der getöteten Zivilisten aufgelistet, wobei nur 55 der Getöteten zweifelsfrei identifiziert werden konnten, die anderen 39 ermordeten Einwohner sollen ebenfalls aus der Region stammen. Das Massaker von Germencik steht exemplarisch für die von der griechischen Armee von 1919-1922 in Westanatolien begangene Politik der verbrannten Erde und massenhafter Gewaltverbrechen an der türkischen Zivilbevölkerung.

(Foto: kbe)

Justin McCarthy: In Westanatolien wurden 640.000 Muslime durch griechische Invasoren getötet

In seinem Werk „Death and Exile: The Ethnic Cleansing of Ottoman Muslims, 1821-1922“ erklärt der US-amerikanische Historiker Justin McCarthy, dass während der griechischen Invasion von 1919-1922 in Westanatolien etwa 640.000 Muslime getötet, 860.000 Türken infolge der Okkupation vertrieben sowie über eine Million Griechen aus Anatolien und 800.000 Türken aus Griechenland durch das Abkommen über den Bevölkerungsaustausch zwischen Ankara und Athen verlassen mussten.

In der türkischen und aserbaidschanischen Geschichtswissenschaft wird der Begriff Mezalim für Gräueltaten und massenhafte Gewaltverbrechen an der muslimischen Zivilbevölkerung verwendet.