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Kommentar
Hakan Gördü: Ostergrüße zu Ramadan – die weiße Zerbrechlichkeit der Sebastian Kurz Follower

Sebastian Kurz gratuliert nach Jahren wieder den Muslim:innen auf Deutsch, zu Beginn des Fastenmonats Ramadan. In den Kommentaren liest man von seinen verdutzten Followern, ob er denn zu Ostern gratuliert hätte?

Bundeskanzler Sebastian Kurz (Foto: twitter.com/sebastiankurz)
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Ein Gastbeitrag von Hakan Gördü – SÖZ Partei

Sebastian Kurz gratuliert nach Jahren wieder den Muslim:innen auf Deutsch, zu Beginn des Fastenmonats Ramadan. In den Kommentaren liest man von seinen verdutzten Followern, ob er denn zu Ostern gratuliert hätte?

Natürlich hat er das! Sogar mit einer eigenen Videoproduktion! Die ÖVP Regierung drangsaliert Muslim_innen wie keine andere zuvor, Menschen werden aus fadenscheinigen Gründen gestürmt, ihre Moscheen werden geschlossen und Verbote gehen soweit, dass der österreichische Verfassungsgerichtshof immer wieder einschreiten muss. Aber der kleine Hans Peter kriegt Tränen in den Augen, wenn der Kanzler sich dazu bewegen kann, Muslim_innen zu ihrem heiligsten Fest mit einem Tweet zu gratulieren.

„Und was ist mit Ostern?!“ schreit er förmlich mit zittriger Handschrift in das Kommentarfeld. Wie fragil, beleidigt und infantil weiße privilegierte Männer aus der Mehrheitsgesellschaft sein können. Sie möchten Ostergrüße zu Ramadan, aber es sind die Migrant:innen, die sich stets eine Sonderbehandlung wünschen und den Mund nicht voll kriegen.

„White fragility“, zu deutsch „Weiße Zerbrechlichkeit“, ist ein Begriff, den Robin Diangelo, eine amerikanische Soziologin und antirassistische Aktivistin geprägt hat. Gemeint ist damit, die unglaubliche Sensibilität einiger Vertreter:innen der Mehrheitsgesellschaft wenn sie mit ihrem Rassismus konfrontiert werden oder wenn Forderungen zu gesellschaftlichen Eingeständnissen gegenüber Minderheiten thematisiert werden. Wir erinnern uns an die reichen weißen Kids in den USA, die „all lives matter“-Plakate hoch hielten, weil sie sich durch die „Black Lives Matter“-Bewegung fürchterlich gekränkt fühlten. Dass Schwarze in den USA mehr als doppelt so oft zu Opfern tödlicher Polizeigewalt werden ignorieren sie in ihrem unendlichen Trotz.

Sagen weiße privilegierte Menschen, Migranten:innen würden sich eine Sonderbehandlung wünschen, sich nicht integrieren wollen oder ihre rückwärtsgewandte Wertevorstellung allen anderen aufzwingen, dann projizieren sie in Wirklichkeit ihr Innerstes in den gesellschaftlichen Diskurs. Sie sehen eine Islamisierung wo es keine gibt, alljährliche Verbote vom Weihnachtsmann und Weihnachtsliedern, die keiner gefordert hat oder einen Kopftuchzwang, der uns schlussendlich alle einholen soll, so absurd es auch klingen mag.

Nun sollen wir Muslim:innen all die Ängste, Wahnvorstellungen und Empfindlichkeiten aus dem Weg räumen, um uns einfach nur zum Ramadan gratulieren zu lassen? Tut mir leid, das können wir nicht.

An alle Muslim:innen: Lasst euch den Ramadan nicht vermiesen, genießt die Zeit mit euren Liebsten und eurer Familie. Teilt auch mit euren deutschen/österreichischen Freund:innen das Fastenbrechen. Denn zum Glück, gibt es immer mehr aufgeschlossene, tolerante Menschen auf dieser Welt. Diejenigen, die es noch nicht sind, können es ja noch werden.

Hayirli Ramazanlar
Ramadan Mubarak

*PS: Der Begriff „weiß“ kommt aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und wird in Europa im Sinne von etablierten Machtstrukturen und nicht der Hautfarbe angewandt.


Dieser Gastbeitrag gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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