Nun also doch: Die Türkei beteiligt sich am internationalen Kampf gegen Steuerhinterziehung und meldet Finanzdaten auch nach Deutschland. Betroffene können die Möglichkeit einer Selbstanzeige prüfen.
Mit dem Automatischen Informationsaustausch (AIA) von Finanzdaten haben die Steuerbehörden ein scharfes Schwert im Kampf gegen Steuerhinterziehung. Mehr als 100 Staaten, darunter ehemalige Steueroasen wie Liechtenstein, Österreich oder die Schweiz beteiligen sich und tauschen gegenseitig die Bankdaten Steuerpflichtiger aus, die in einem anderen Staat leben. Erstmalig wird jetzt auch die Türkei nach einigem Hin und Her Finanzdaten an Deutschland übermitteln.
Das bedeutet: Wer in Deutschland steuerpflichtig ist und dem Finanzamt unversteuerte Einkünfte auf einem Konto in der Türkei verschwiegen hat, wird jetzt mit hoher Wahrscheinlichkeit auffliegen. Durch den Informationsaustausch lässt sich die Steuerhinterziehung praktisch nicht mehr verbergen. Betroffene haben aber die Möglichkeit, eine Selbstanzeige wegen Steuerhinterziehung zu stellen und dadurch straffrei auszugehen, erklärt die Wirtschaftskanzlei MTR Rechtsanwälte.
Damit eine Selbstanzeige strafbefreiend wirken kann, muss sie vollständig sein und rechtzeitig, vor Entdeckung der Steuerhinterziehung durch die Behörden, gestellt werden. Da die Daten beim AIA in diesem Jahr erst zum 31.12. transferiert werden, haben Betroffene noch etwas Luft.
Allerdings werden an die Selbstanzeige hohe Anforderungen gestellt und schon kleine Fehler können zu ihrer Unwirksamkeit führen. Daher ist es ratsam, sich an im Steuerrecht erfahrene Rechtsanwälte zu wenden.
Umgekehrt melden auch deutsche Banken die Konten türkischer Steuerbürger an die Türkei. Sollte sich beim Datenabgleich zeigen, dass Inhaber türkischer Konten Geldzuflüsse nicht angegeben haben, könnte dies als Steuerhinterziehung gewertet werden, berichtet BR24.
BR-Recherchen in der türkischen Gemeinde in Deutschland zufolge ist der Informationsbedarf bei diesem Thema sehr groß. „Wir spüren bei unseren Beratungsgesprächen Unsicherheit und Angst“, sagt Safter Cinar, Sprecher des türkischen Bundes in Berlin gegenüber BR24.