Düsseldorf – Die Hausärzte in NRW sehen sich derzeit mit einem Ansturm auf ihre Praxen wegen der Corona-Testungen konfrontiert.
Der Präsident des Hausärzteverbands Nordrhein, Oliver Funken, sagte der Düsseldorfer „Rheinischen Post“, die neuen Regelungen zu den Beherbergungsverboten führten zu massiven Frustrationen der Patienten.
„Die Tests dürfen ja nicht älter als 48 Stunden sein, in der Regel benötigen die Labore, die ja schon am Limit arbeiten, sehr viel länger. Wir empfehlen den Patienten mit Reisewunsch, sich für einen Test direkt an die Labore zu wenden. Das erhöht zumindest die Chance, dass man noch rechtzeitig ein Ergebnis bekommt, das im Urlaubsort auch anerkannt wird.“
Die Hausärzte hätten volles Verständnis dafür, dass Familien nach einem Urlaub lechzten.
„Die derzeitige Konkurrenzsituation um die Tests ist dennoch bedenklich. Es darf nicht sein, dass wir Engpässe bei den Tests für symptomatische Patienten kommen“, warnte Funken.
Die Hausarztpraxen, die sich bereit erklärt hätten, die Testungen in der Pandemie vorzunehmen, seien organisatorisch am Limit.
„Wir werden bei den Tests wirklich überrannt und müssen die Patienten mit Covid-Symptomen gleich zu den Testzentren schicken. Anders bekommen wir den Ansturm gar nicht mehr bewältigt. Und es leidet leider die Betreuung derer, die mit minder schweren Erkrankungen zu uns kommen und die wir viel zu oft im Hauruck-Verfahren abarbeiten müssen.“
Kassenarztchef dämpft Hoffnung auf Corona-Schnelltests
Gassen: Ansteckungsrisiko bei Massenveranstaltungen nicht auszuschließen – „Kein Allheilmittel“
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat Hoffnungen auf einen Einsatz von Antigen-Schnelltests bei Großveranstaltungen gedämpft.
„Auch die angekündigten Antigen-Schnelltests sind kein Allheilmittel. Die Vorstellung, wir machen bei 5000 Stadionbesuchern mal eben einen Schnelltest, bleibt Science-Fiction“, sagte der Kassenarztchef der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Selbst bei den besten Schnelltests würden zwei bis zehn Infizierte von hundert Getesteten nicht erkannt. „Bei Massenveranstaltungen auf engem Raum wäre damit ein potenzielles Ansteckungsrisiko nicht sicher auszuschließen“, warnte Gassen.
Die Antigen-Schnelltests sollen laut Bundesgesundheitsministerium ab Mitte Oktober in Pflegeheimen und Krankenhäusern zum Einsatz kommen, um Personal, Besucher und Patienten regelmäßig auf das Coronavirus zu testen. Bei diesen Tests werden in Abstrichproben charakteristische Viren-Proteine erkannt. Die Methode gilt zwar als weniger zuverlässig als viele der bislang üblichen PCR-Tests auf Viren-Erbgut, dafür aber als schneller und günstiger.
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