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Corona-Krise
Touristikanbieter drängt auf Reisewarnung-Aufhebung für Türkei

Während die Reisewarnung für Corona-Hotspots, wie Italien und Spanien, am Mittwoch aufgehoben wurden, gilt sie weiterhin für die Türkei.

Strand von Ilica bei Cesme (Beispielfoto: nex24)
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Berlin – Während die Reisewarnung für Corona-Hotspots, wie Italien und Spanien, am Mittwoch aufgehoben wurden, gilt sie weiterhin für die Türkei. Durch strenge Maßnahmen Ankaras und einem gut vorbereiteten Gesundheitssektor, hat das Land die Corona-Pandemie bisher eigentlich gut überstanden und eine verhältnismäßig geringe Opferzahl zu beklagen.

Der Leiter der Delegation der Europäischen Union (EU) in der Türkei lobte in einem Interview das türkische Gesundheitssystem.

„Wir müssen die Widerstandsfähigkeit unseres Gesundheitssystems stärken. Die Türkei hat ein sehr gutes Beispiel abgegeben“, sagte Christian Berger in einem Interview. Das türkische Gesundheitssystem habe es tatsächlich geschafft, mit der Krise gut umzugehen, und zwar deshalb, weil es über die Jahre ein starkes Gesundheitssystem aufgebaut habe, so Berger.

Der Chef des Reisedienstleisters Ben-Tour, Deniz Ugur, zeigt Unverständnis für die Entscheidung Berlins. Dafür gäbe es keinen sachlichen Grund, sagte Ugur in einem Gespräch mit dem Tourismusportal fvw. Das Land habe ein überzeugendes Sicherheits- und Hygiene-Konzept vorgelegt und verfüge über eine gute medizinische Infrastruktur für Urlauber, so Ugur weiter. Auch der langjährige Vorsitzende des Hotelverbands, Ahmet Barut, sagte der fvw, die türkischen Hoteliers seien vorbereitet.

Viele Fluggesellschaften, wie Turkish Airlines, Sun Express, Condor und Corendon, wollen von Mitte bis Ende Juni an wieder die Türkei anfliegen. Wenn über die Reisewarnung für die Türkei erst Mitte Juni entschieden werde, würden die Kunden verunsichert und für Veranstalter und Ferienflieger fehle der Vorlauf, um das Geschäft wieder hochzufahren, sagte Ugur dem fvw weiter.

Politische Gründe

Viele Beobachter gehen von politischen Gründen für die Nichterwähnung der Türkei am Mittwoch aus. Außenminister Heiko Maas gilt als Kritiker des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Hierzu der Kommentar eines Lesers:

Die Pandemie und die dazugehörigen Beschränkungen sind eine moderne noch nicht genutzte Waffe gegen unliebsame Politiker und deren Politik. Jeder touristische Monat, der in der Bilanz fehlt, fehlt auch beim BIP, und schwächt somit das innere Gefüge. Mal eine ganz neue These, so als angehender Verschwörungstheoretiker. 🙂
Unter uns, warum soll die Türkei erst im August bedient werden, obwohl die Pandemie in deren Urlaubsorten wohl nicht so ausgeprägt ausgefallen ist, wie in Tirol und da darf ich ja wieder hin, muß aber die Transitbeschränkungen in Österreich beachten.

Maas kündigte am Mittwoch nach einer Sitzung mit dem Bundeskabinett die Aufhebung der Reisewarnung für 31 europäische Staaten ab dem 15. Juni an.

Auf europäischer Ebene soll es dann individuelle Reisehinweise für einzelne Länder geben. Das habe das Bundeskabinett für alle EU-Staaten sowie für Großbritannien, die Schweiz, Norwegen, Island und Liechtenstein beschlossen.

„Ab dem 15. Juni wird die weltweite Reisewarnung für die EU, für Schengen-assoziierte Staaten und für das Vereinigte Königreich aufgehoben und durch individuelle Reisehinweise ersetzt“, sagte der SPD-Politiker.

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Der Deutsche Reiseverband (DRV) begrüßte den Kabinettsbeschluss. „Das ist ein richtiger und ganz wichtiger Schritt für die Reisenden und natürlich die Reisewirtschaft mit ihren Hunderttausenden Beschäftigten“, erklärte DRV-Präsident Norbert Fiebig der tagesschau. Damit gebe es jetzt wieder ein Stück Planungssicherheit „und der Motor für die Wiederaufnahme des Reisens kann anlaufen“.

Fiebig fordert in einem weiteren Schritt, nun auch Reiseziele außerhalb Europas zu betrachten.

„Auch dort sollte der Maßstab gelten, wie gut die einzelnen Länder die Pandemie im Griff haben, wie hoch die Infektionszahlen sind und wie gut das Gesundheitssystem dort aufgestellt ist“, zitiert die tagesschau Fiebig.