Leipzig (ots) – In der Reinigungsbranche wird noch immer massiv der Mindestlohn unterschritten. Das hat eine Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergeben, wie Toralf Pusch dem MDR-Nachrichtenmagazin „exakt“ in einem Interview sagte.
Demnach würden derzeit mehr als 300.000 Menschen mit einem Verdienst unter dem Branchen-Stunden-Mindestlohn arbeiten. Dieser liegt im Osten bislang bei 9,05 Euro, im Westen bei 10 Euro.
Laut den Berechnungen von Pusch werden überhaupt nur 38 Prozent der Reinigungskräfte in Deutschland fair bezahlt. Im Interview führte der Wirtschaftsmathematiker das auf den Konkurrenzdruck in der Branche zurück.
„Dieser Bereich der Wirtschaft ist durch einen harten Preiskampf gekennzeichnet“, sagte er. Dieser Preiskampf drohe ruinös zu werden. „Und das ist am Ende eine Schmutz-Konkurrenz. Leider wurde das durch den Branchen-Mindestlohn nicht ganz aus der Welt geräumt, so dass wir weiterhin ein Problem haben.“
Die Gewerkschaft IG Bau geht von einem grundsätzlichen Problem in der Branche aus. „Es gibt eben nicht wenige Firmen, die sich mit der Unterschreitung des Mindestlohnes auch einen Wettbewerbsvorteil erhaschen wollen“, sagte der mitteldeutsche Regionalleiter Mirko Hawighorst dem MDR-Magazin „exakt“. Er forderte die Bundesregierung auf, zur Kontrolle das Personal des Zolls zu stärken.
Der Bundesinnungsverband der Gebäudereiniger, der Arbeitgeberverband in der Branche, sieht hingegen kein generelles Problem. „Tatsache ist, dass Mindestlohnverstöße die große Ausnahme darstellen“, sagte der Geschäftsführer Johannes Bungart dem MDR-Magazin. Sollten Mindestlohnverstöße keine Einzelfallerscheinungen bleiben, müsste das Mindestlohnsystem überdacht werden.