Start Panorama Ausland Medicus-Fall Kosovo: Behörden beantragen Auslieferung von israelischem Organhändler Moshe Harel

Medicus-Fall
Kosovo: Behörden beantragen Auslieferung von israelischem Organhändler Moshe Harel

Die kosovarischen Behörden haben die Auslieferung von Moshe Harel, einem israelischen Staatsbürger, beantragt. Harel wird vorgeworfen, im Jahr 2008 in eine Organhandel-Affäre in der kosovarischen Medicus-Klinik involviert gewesen zu sein.

(Foto: Screenshot)
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Pristina (nex) – Die kosovarischen Behörden haben die Auslieferung von Moshe Harel, einem israelischen Bürger beantragt. Harel wird vorgeworfen, im Jahr 2008 in eine Organhandel-Affäre in der kosovarischen Medicus-Klinik involviert gewesen zu sein.

Laut Justizminister Abalid Tahiri haben die kosovarischen Behörden einen Auslieferungsantrag für Moshe Harel eingereicht, der derzeit in Zypern festgehalten wird, nachdem er Anfang des Monats verhaftet wurde.

Harel, der Hauptverdächtige im Medicus-Fall, war seit 2010 auf der Flucht und wurde 2015 zudem auch in Israel, neben sechs weiteren Verdächtigen, mit der Organisation illegaler Organtransplantation und internationalem Organschmuggel angeklagt. Er habe in armen Regionen der Türkei, Russlands, Moldawiens und Kasachstans menschliche Organe für den illegalen Transplantationshandel organisiert und seinen Opfern dabei Prämien in Höhe von bis zu 15.000 Euro versprochen.

Harel gilt als Kopf des aufgeflogenen Organhändlerrings. Ein weiterer Hauptakteur, ein türkischer Arzt namens Yusuf Ercin Sönmez, der in der Türkei als „türkischer Frankenstein“ bezeichnet wird, ist noch auf der Flucht.

Im Juli 2017 begann das Gericht in Pristina das Wiederaufnahmeverfahren gegen den Medicus-Klinikbesitzer Lutfi Dervishi, seinen Sohnes Arban Dervishi und den Chefanästhesisten Sokol Hajdini, die alle der Beteiligung an organisierter Kriminalität im Zusammenhang mit Menschenhandel beschuldigt werden.

Im März 2016 hatte das Berufungsgericht des Kosovo ihre Verurteilungen bestätigt und Dervishi und seinen Sohn acht Jahre sowie Hajdini fünf Jahre hinter Gitter gebracht. Aber das Oberste Gerichtshof hatte das ursprüngliche Urteil wegen Verfahrensfehlern aufgehoben.

In dem Urteil hieß es, dass „mehrere illegale Nierentransplantationen“ in der Klinik im Jahr 2008 stattgefunden haben. Der für den Fall zuständige EULEX-Staatsanwalt erklärte, dass Transplantatempfänger, hauptsächlich Israelis, mehr als 70.000 Euro für die Nieren bezahlt hatten.

Die Polizei durchsuchte die Medicus-Klinik 2008, nachdem der damals 23-jährige Türke Yilmaz Altun, dessen Niere entfernt worden war, am Flughafen von Pristina zusammenbrach.

Die Klinik wurde auch in einem Bericht des Europarates erwähnt, in dem behauptet wurde, dass Teile der Kosovo-Befreiungsarmee während des Konflikts 1999 mit den Organen der Gefangenen gehandelt hätten.

Diese und andere Behauptungen führten schließlich zur Gründung eines Sondertribunals in Den Haag, das ehemalige UCK-Kämpfer für Kriegs- und Nachkriegsverbrechen vor Gericht stellen soll.

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