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Prozess in den USA
Türkei: 40 Prozent der CHP-Wähler glauben an eine US-Justiz-Farce

Laut einer Umfrage des Umfrageinstituts A&G glauben 70 Prozent der Türken an eine US-Justiz-Farce, um die türkische Regierung und die Türkei unter Druck zu setzen.

(Symbolfoto: AA)
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Ankara (tp/nex) – In der Umfrage ging es um die Frage, was man vom Prozess in den USA hält, in der der iranisch-türkische Goldhändler Reza Zarrab sowie ein türkischer Bankier, verdächtigt werden, über Jahre hinweg gegen US-Sanktionen gegen den Iran verstoßen zu haben. Dabei soll die türkische Regierung eine Schlüsselrolle spielen, so der Vorwurf, der im Raum steht.

Hat der iranisch-türkische Goldhändler und Unternehmer Reza Zarrab gegen US-Sanktionen verstoßen? Derzeit wird dieser Frage in einem New Yorker Gericht nachgegangen. Darin werden Zarrab sowie ein türkischer Bankier der staatlichen türkischen Halkbank beschuldigt, das erweiterte US-Embargo gegen den Iran jahrelang durchbrochen zu haben.

Die Türkei erkennt das Embargo nicht an. Sie vertritt die Ansicht, dass die Türkei nur an UN-Embargos gebunden ist und wirtschaftliche Beziehungen mit dem Iran nicht darunter fallen. Trotzdem steht seit dem Prozess in New York auch die türkische Regierung unter Druck, nach dem Zarrab als Kronzeuge auch die türkische Führung belastet hat.

Zarrabs Aussagen werden jedoch seit Montag angezweifelt, da Tonbandaufnahmen aus einem Bundesgefängnis aufgetaucht sind, die belegen, dass der Goldhändler wenn nötig auch lügen würde, um eine mildere Strafe zu erhalten oder gar straffrei davon zu kommen. Die US-Staatsanwaltschaft forderte für Zarrab zuvor 90 Jahre Haft und mehrere Millionen US-Dollar Strafzahlung, bevor sie Zarrab als Kronzeugen vor Gericht aufgeboten haben.

In der Türkei wird der Prozess in New York, der seit einer Woche anhält, kritisch beobachtet. Nach einer Umfrage des türkischen Umfrage-Instituts Adil-Gür (A&G Araştırma) halten rund 70 Prozent der Bevölkerung den US-Prozess als bewusst inszeniert, um die türkische Führung sowie das Land unter Druck zu setzen.

Überraschenderweise glauben von den Wählern der Oppositionspartei CHP, rund 40 Prozent ebenfalls daran, dass die USA die Türkei mit einem Prozess diskreditieren und unter Druck setzen möchte, obwohl die Partei selbst eine Untersuchung des türkischen Wirtschaftshandels mit dem Iran einfordert. Im Gegensatz dazu glauben rund 85 Prozent der Wähler der nationalistisch-kurdischen Partei HDP, dass die USA sich im Recht befindet, den Verstoß türkischer Stellen gegen US-Sanktionen zu ahnden.

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