Tel Aviv (nex) – 63 Studenten aus ganz Israel weigern sich, in die Israelischen Verteidigungskräfte IDF einzutreten, um so die „Besatzung und Unterdrückung der Palästinenser zu verewigen“ und haben aus diesem Grund Briefe an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und andere Minister geschrieben.
In dem am gestrigen Donnerstag in der hebräischsprachigen Tageszeitung Yediot Acharonot veröffentlichten und an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, Bildungsminister Naftali Bennett sowie IDF-Stabschef Gadi Eisenkot gerichteten Brief erklären sie ihre Weigerung, in das israelische Militär einzutreten. Nach ihrer Überzeugung diene es dazu, das palästinensische Volk zu bekämpfen.
„Das Militär führt eine rassistische Regierungspolitik aus, die gegen die grundlegenden Menschenrechte verstößt und eine Version des Gesetzes für Israelis und eine andere für Palästinenser auf demselben Territorium aufstellt“, heißt es in dem Entwurf und weiter:
„Deshalb haben wir beschlossen, uns nicht an der Besatzung und Unterdrückung des palästinensischen Volkes zu beteiligen, die die Menschen in zwei feindliche Lager teilen. Die ‚vorübergehende‘ Situation besteht seit 50 Jahren, und wir werden es nicht zulassen, dass sie weiter besteht.“
In dem Brief beschuldigen sie die Regierung, die israelische Bevölkerung gegen Palästinenser und arabische Bürger zu hetzen. Dabei berufen sie sich auf Liebermans Äußerungen zur Aufhebung der Staatsbürgerschaft arabisch-israelischer Einwohner, die er nach Trumps Jerusalem-Entscheidung tätigte.
„Eine ganze Nation existiert im Schatten der organisierten Anstiftung gegen die Palästinenser auf beiden Seiten der Grünen Linie und wir, Jugendliche aus allen Bereichen des israelischen Lebens, weigern uns, der Aufwiegelung zu glauben und an der Unterdrückung und Besatzung teilzunehmen, die von der Regierung geführt werden“, so die Teenager weiter.
„Dies ist kein belangloser Schritt in einem demokratischen Land“, sagte ein Schüler, der der den Brief unterschrieben hat, gegenüber dem israelischen Nachrichtenportal „Ynetnews“.
Einer der Unterzeichner, Matan Helman vom Kibbuz Ogen, sei Berichten zufolge bereits verhaftet und in ein Militärgefängnis gesperrt worden.
Da die Anzahl der Wehrdienstverweigerer in den letzten Jahren zunahm, gaben das israelische Bildungsministerium und die IDF Anfang Dezember bekannt, an einem Plan zu arbeiten, um die Zahl der Wehrpflichtigen zu erhöhen, berichtet die „Haaretz“.
Die Initiatoren des Briefes erhielten den Berichten nach Anleitungen von früheren Wehrdienstverweigerern, darunter die Unterzeichner des sogenannten 8200er Briefes.
Die Einheit 8200 (Unit 8200) ist eine Einheit der israelischen Streitkräfte für elektronische Aufklärung und Fernmeldeaufklärung. Eine Gruppe von 43 Reservisten kündigte im September 2014 in einem Brief an Netanjahu an, ihren Dienst in der West Bank verweigern zu wollen. Als Grund gaben sie an, die Praktiken des Diensts nicht länger mittragen zu können, die „die Rechte von Millionen Menschen“ verletzten und auf eine militärische Kontrolle über die besetzten Gebiete abzielten.
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