Berlin (nex) – Die deutschen Nachrichtendienste hatten konkrete Hinweise auf den Anschlag auf die deutsche Botschaft in Kabul und haben davor gewarnt. Das erfuhr das rbb-Inforadio aus Sicherheitskreisen. Tatsächlich war sogar bekannt, wie der Anschlag verübt werden soll.
Bereits am 18. Januar, also gut fünf Monate vor dem Anschlag, hatte der MAD (Militärischer Abschirmdienst) von einer Quelle einen Hinweis auf den Anschlagsplan erhalten. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Rede davon, dass ein Anschlag auf die deutsche Botschaft mit einem Tanklastwagen zur Abwasser-Entsorgung geplant sei. In den darauffolgenden Wochen gab es insgesamt drei weitere Warnhinweise, zwei davon von ausländischen Nachrichtendiensten. Der BND warnte schließlich sechs Tage vor dem Anschlag, am 25. Mai, erneut vor einem geplanten Anschlag auf die Botschaft.
Am 31. Mai schließlich versuchte der Fahrer eines Lastwagens zur Abwasser-Entsorgung, auf das Botschaftsgelände zu gelangen. Der afghanische Wachdienst am Checkpoint vor dem Botschaftsgelände ließ ihn jedoch nicht durch und verweigerte ihm nach Rücksprache mit dem Hausmeister der Botschaft die Weiterfahrt auf das Gelände, da in der Botschaft keine Bestellung vorlag. Darüber hinaus war der Fahrer nicht bekannt. Daraufhin zündete der LKW-Fahrer den Sprengsatz im Tank des LKW vor dem Botschaftsgelände. Durch die Detonation wurden 160 Menschen getötet, darunter zwei Wachleute der Botschaft, und 450 Menschen verletzt. Das Botschaftspersonal blieb unverletzt.
Die Sprengladung war nach rbb-Informationen deutlich größer als bisher bekannt: Während zunächst von 1000 Kilo die Rede war, befanden sich tatsächlich zehn Tonnen Sprengstoff in dem Tank. Obwohl der Sprengstoff außerhalb des Botschaftsgeländes detonierte, wurden die Gebäude der deutschen Botschaft so stark verwüstet, dass sie nicht mehr benutzbar sind. Aufgrund der Hinweise auf einen bevorstehenden Anschlag empfahl die Bundespolizei, die für die Sicherheit der Botschaftsmitarbeiter zuständig ist, die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen. Deshalb wurde das Gebäude auf der Zufahrtsseite der Botschaft geräumt, da es im Falle eines Anschlags als besonders gefährdet galt.