Izmir (nex) – Filmaufnahmen vom 15. Juli, in den frühen Stunden des vereitelten, vermutlich durch Anhänger des Predigers Fethullah Gülen durchgeführten Putschversuchs, zeigen einen ehemaligen Journalisten der türkischen Tageszeitung Zaman, der schockiert ist, als er erfährt, dass Präsident Recep Tayyip Erdogan beim Nachrichtensender CNN Türk News live zugeschaltet ist und die Menschen dazu aufruft, die Straßen für sich zu beanspruchen, um die Demokratie gegen den Putschversuch zu verteidigen.
„Es gibt Behauptungen, dass der Präsident die Menschen zum Widerstang gegen den Putsch auffordert“, sagt der Moderator zu Balci. Balci, der sichtlich von der Nachricht, dass Erdogan am Leben ist, schockiert ist, fragt:
„Hat er das selber gesagt?“, worauf der Moderator antwortet: „Ja, er hat auf CNN Türk ein Statement abgegeben.“
(Seufzer) „Ich habe heute Abend schon einige Male von ‚unserem Präsidenten‘ gesprochen. Aber wenn dieses Statement wahr ist, nehme ich meine Worte zurück. Der Präsident handelt in unverantwortlicher Weise. Unbewaffnete Zivilisten auf bewaffnete Menschen loszulassen, ist ein schwerwiegender Fehler. So wie es in Ägypten und in Syrien in der Vergangenheit geschehen ist“, sagt Balci.
Zudem scheint Balci die Menschen verhöhnen, als er sagt, sie würden nicht in der Lage sein, gegen den Putschversuch anzukommen:
„Unsere Leute wissen noch nicht einmal, wie sie sich auf den Boden legen sollen, geschweige denn sich vor einer Bombe oder einer G3 zu schützen.
Balci unternahm auch den Versuch, den Aufruf des Präsidenten zu delegitimieren. „Die Worte des Präsidenten sind in der gegenwärtigen Situation nicht bindend. Ich glaube nicht, dass er in der gegenwärtigen Situation im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist.“
Am 15. Juli versuchten abtrünnige Elemente innerhalb des Militärs – vermutlich mit Verbindungen zur FETÖ – die demokratisch gewählte Regierung der Türkei zu stürzen und das Kriegsrecht auszurufen. Der Putschversuch wurde von gegenüber der Regierung loyalen Militärs, der Polizei und Millionen Menschen für den Erhalt der Demokratie vereitelt. Über 220 Menschen wurden getötet und weitere 2.191 verletzt.
Die Oppositionsparteien haben geschlossen den Putschversuch aufs Schärfste verurteilt und ihre Bestimmung, die Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Türkei zu erhalten, hervorgehoben.
Türkei: Immer mehr Anti-Putsch-Hochzeiten während Demo-Nächten