Berlin (ots) – Die Interne Revision der Berliner Polizei hat einen ersten Zwischenbericht zu den Missständen der Berliner Schießstände vorgelegt. Innensenator Frank Henkel und Polizeipräsident Klaus Kandt veranlassten nach einem Fernsehbeitrag des rbb Politikmagazins KLARTEXT diese Sonderprüfung. KLARTEXT fand im Herbst 2015 heraus, dass die Berliner Polizeibehörden offenbar über Jahre eine massive Gefährdung der Gesundheit ihrer Polizisten in Kauf genommen hatten. Damals blieben wichtige Gutachten, die belegten, wie gefährlich die maroden Schießstände waren, jahrelang unter Verschluss.
Weil die meisten Schießstände nicht über eine ausreichende Be- und Entlüftung verfügten und über Jahre auch nicht gewartet wurden, waren die Schützen einem massiven Pulverdampf und giftigen Stoffen wie Antimon ausgesetzt. In KLARTEXT berichteten mehrere Polizisten von ihrer Erkrankung der oberen Luftwege und Krebserkrankungen, die sie auf die Mängel in den Schießständen zurückführten. Besonders gefährdet waren vor allem die Schießtrainer und die Spezialeinheiten wie das SEK.
Nach der Berichterstattung in KLARTEXT übergab der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) dem Polizeipräsidenten eine Liste mutmaßlicher Geschädigter.
Jetzt hat Polizeipräsident Klaus Kandt in der Sendung KLARTEXT von bisher 89 Betroffenen gesprochen, die nach Auswertung der Dienstunfälle gesundheitliche Schäden davontrugen. Es soll nun weitere medizinische Untersuchungen geben, inwieweit die maroden Schießstände dafür verantwortlich sind. „Wir sind noch nicht am Ende der Prüfung. Ich setze mich persönlich dafür ein, alles lückenlos aufzuklären“, erklärt Klaus Kandt gegenüber KLARTEXT. Der Innensenator Frank Henkel erklärt dem Politikmagazin: „Wir haben den Fernsehbeitrag sehr ernst genommen. Deshalb habe ich jetzt veranlasst, auch einen externen Prüfer hinzuziehen, dass wir am Ende sicher sein können, zu den richtigen Ergebnissen gekommen zu sein.“
Nach neuesten KLARTEXT-Recherchen ist der Fall eines Polizisten bekannt geworden, bei dem eine hohe Konzentration von Antimon im Blut nachgewiesen wurde. Antimon wurde bis vor einiger Zeit noch beim Schießen mit bestimmten Patronen freigesetzt. Antimon ist hoch giftig, krebserregend und kann zum Tod führen. „Dieser Stoff kommt nur aus dem Bereich durch Abgaben von Schüssen, aus den Pulverdämpfen heraus, sodass wir davon ausgehen, dass andere auch noch davon betroffen sein werden“, so Michael Böhl, der Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter Berlin.