Frankfurt/Main (dts) – In der Spitze der Europäischen Zentralbank (EZB) wächst die Bereitschaft, eine umstrittene Geheimvereinbarung der Notenbanken des Eurosystems offenzulegen. Die sogenannte Anfa-Vereinbarung regelt die Anlagepolitik der nationalen Notenbanken. Auch die Bundesbank spricht sich für ein aus, schreibt der „Spiegel“ in seiner am Samstag erscheinenden Ausgabe.
„Eine Veröffentlichung des Abkommens und der in diesem Rahmen erworbenen Wertpapiere wäre wünschenswert, um mehr Transparenz zu schaffen“, sagte ein Sprecher der Bundesbank. Die deutsche Zentralbank weist in der Bilanz 12,4 Milliarden Euro an Finanzanlagen im Rahmen der Anfa-Vereinbarung aus. Anders verhält es sich etwa in Frankreich oder Italien, deren Notenbanken jeweils rund hundert Milliarden Euro in Wertpapiere investiert haben einen Großteil offenbar in Staatsanleihen.
Das nährte den Verdacht, die beiden Zentralbanken hätten heimlich Geld geschaffen. Die Anlagen stammen jedoch nach Angaben aus Zentralbankkreisen überwiegend aus der Zeit vor der Gründung der EZB. „Diese Posten in den Bilanzen der nationalen Notenbanken sind ein Überbleibsel aus der Zeit vor Einführung des Euro“, sagte Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, der selbst lange für die EZB gearbeitet hat.
„Die Vorstellung, die betroffenen Zentralbanken hätten heimlich Geld gedruckt, ist falsch.“ Die Anfa-Vereinbarung regelt, in welchem Umfang Notenbanken in Euro denominierte Wertpapiere auf eigene Rechnung kaufen dürfen.