PKK in den Bergen weitgehend eliminiert – nun geht die türkische Armee gegen Stadtguerilla vor
Ankara (nex) – Im Angesicht des täglich zu erwartenden Wintereinbruchs werden die Antiterroroperationen der türkischen Streitkräfte mit voller Intensität weitergeführt. In den bisherigen Monaten des Einsatzes ist es gelungen, die meisten Gebirgsregionen von Terroristen zu säubern. Nun will man den Fokus auf die urbanen Bestände der Terrororganisation richten und so der PKK die letzten Hoffnungen rauben. Aus den betroffenen Regionen kommt breite Unterstützung für dieses Vorhaben. Vor allem wollen die türkischen Streitkräfte (TSK) nun die urbane Stadtguerilla-Organisation der Jugendorganisation der PKK, die „Patriotische Revolutionäre Jugendorganisation“ (YDG-H) ins Visier nehmen.
Nachdem die Operationen gegen die PKK-Verstecke in den Bergen von Kandil überaus erfolgreich waren und ein erheblicher Teil der Waffenbestände der Terrororganisation zerstört wurde, steht nur noch die Zerstörung der YDG-H aus, um die Kampagne zum endgültigen Erfolg zu führen. Dabei kommt es den TSK entgegen, dass es der Terrororganisation nicht gelungen ist, die Bevölkerung für ihre Aktionen und ihre Anliegen zu gewinnen. Seit dem 27. September bekämpfen die türkischen Streitkräfte (TSK) nahe der nordirakischen Grenze die Terroristen und die İkiyaka-Berge sind ebenso wie der Berg Cilo von PKK-Rückzugsgebieten befreit. Diese Operationen sollen der PKK einen möglicherweise entscheidenden Schlag versetzt haben. Während der Maßnahmen konnte die Armee beispielsweise eine umfassende Lebensmittellieferung aufhalten, mittels derer Terroristen für die Dauer von mindestens sechs Monaten versorgt werden hätten können. Dies macht angesichts des herannahenden Winters die Situation für die Terrororganisation besonders schwierig.
PKK hat „den Friedensprozess missbraucht“
Angesichts der bereits bewirkten Schwächung wurde in einem auf höchster Ebene abgehaltenen Sicherheitstreffen am Mittwoch im Amt des Premierministers Ahmet Davutoğlu beschlossen, die Antiterroroperationen gegen die PKK im Winter fortzuführen. Da die ununterbrochene Kampagne gegen die Terroristen diese massiv geschwächt hat, werden die urbanen Einheiten der PKK das einzige Ziel während des Winters sein. In den Städten hatte die YDG-H versucht, Aufstände anzuzetteln. Die Bevölkerung in den betroffenen Regionen stellte sich jedoch hinter die Sicherheitskräfte und äußerte wiederholt ihre Unterstützung für die Antiterroroperationen. So erklärte etwa der kurdische Intellektuelle und Schriftsteller Vahdettin İnce bereits während des Wahlkampfes im Vorfeld des 1. Novembers gegenüber der Tageszeitung „Sabah“: „Ich persönlich habe beobachten können, dass die Menschen sehr stark für diese Operationen sind.“
Mit Blick auf die 1980er und 1990er Jahre, als Worte wie „Operationen“ und „Sicherheitskräfte“ noch Angst in der Bevölkerung ausgelöst hatten, erklärte İnce: „Wir alle wissen, welche Erinnerungen diese Worte in unseren Köpfen auslösen. Die PKK missbrauchte den Friedensprozess nach den Wahlen vom 7. Juni, und das hat die Menschen in eine schwierige Situation gebracht. Die Menschen sind sehr zufrieden, dass der Staat nun eine Unterscheidung trifft zwischen der PKK und den Kurden.“ Die neue Türkei, so İnce, bevorzugt die Demokratie der Gewalt. İnce meinte zudem, die PKK könnte von selbst zerfallen, je mehr es den Menschen bewusst werde, dass der türkische Staat von Gestern nicht mehr existiere. Auch die Durchführung von Operationen in urbanen Zusammenhängen laufe „recht sauber“ ab. „Zivilisten sind nicht von den Operationen betroffen, und Gewalt wird in legitimer Weise ausgeübt“, so İnce. Er fügte hinzu, dass er während des bisherigen Verlaufes der Operationen recht positive Reaktionen registrieren konnte.
İlhami Işık: „Politische Teilhabe der Kurden bricht dem Terror das Genick“
Auch İlhami Işık, ein Autor, der vor allem für seine Texte zur kurdischen Frage bekannt ist, sprach mit „Sabah“ und erklärte, es gäbe einen recht deutlichen Indikator bezüglich der Frage, ob die Menschen die Operationen gegen die PKK in urbanen Zusammenhängen billigen. „Man kann die Meinung der Menschen bezüglich der PKK, der HDP und der Gewalt besser erfassen, wenn man auf die Ergebnisse der Wahlen vom 1. November blickt“, so Işık. Es sei eher die Entscheidung von Millionen als von Tausenden gewesen, so der Autor. „Das kurdische Volk sagte, es wolle Frieden, nicht Gewalt.
Gibt es eine klarere und verständlichere Botschaft als das?“ Die Menschen sagten Nein zu Blut und Tränen, erklärte Işık. Nun solle die Regierung die Ergebnisse des 1. Novembers analysieren und seine Flügel noch weiter ausbreiten. Işık erklärtem es werde nicht möglich sein, die YDG-H physisch völlig zu eliminieren. Die Kurden seien aber nicht an Gewalt interessiert, sondern wollten lediglich größere politische und zivile Rechte. „Wenn die Kurden weiterhin sehen, dass sie ihre Rechte wirksam politisch durchsetzen können, wird der Rückhalt für die Antiterroroperationen noch größer und Gewalt wird zu etwas werden, dessen sich die Menschen schämen“, so Işık.
- Türkei: Kurden-Clans erklären der PKK den Krieg
- Türkei: 10.000 neue kurdische Dorfschützer gegen PKK
- Remzi Aru: „Die PKK beherrscht die deutschen Medien nach Belieben“
- Türkei: Drei Ex-Terroristen gelingt die Flucht aus der PKK
- PKK verbietet kurdischen TV-Sender „Rudaw“
- Kurdenführer Barzani: „Die PKK soll den Nordirak verlassen“
- Roberto Fragnito: PKK investiert Milliarden um feindselige Stimmung gegen Ankara zu schüren
- Kobane: Kurden bedanken sich bei Erdogan
- Türkei: Podolski salutiert vor türkischer Flagge und wird von PKK bedroht
- Türkei: PKK-Führung klagt über hohe Verluste an Material und Kämpfern
- PKK: Immer mehr Ausländer und weniger Kurden
- Türkei: Profitabelste Einnahmequelle der PKK ist der Zigarettenschmuggel
- PKK-Demos in Deutschland: Kurden greifen Polizisten an