Hamburg (dts) – Fälschungen und Manipulationen im Milliardengeschäft mit Blutserum von ungeborenen Kälbern alarmieren nach Informationen von Süddeutscher Zeitung und NDR Behörden in Deutschland und Frankreich. Bei Geschäften mit fötalem Kälberserum ist es Ermittlern zufolge zu Panschereien, Manipulationen und Fälschungen im großen Stil gekommen. Über mehrere Jahre sollen Unternehmen demnach Serum mit falschen Herkunftsnachweisen auf den Markt gebracht haben.
Auch in Deutschland sollen größere Mengen des gepanschten Serums vertrieben worden sein. Die Vorgänge rücken die erschütternden Produktionsbedingungen eines wichtigen Pharma-Grundstoffs in den Fokus, der direkt aus den noch schlagenden Herzen ungeborener und nicht betäubter Kälber gewonnen wird. Wenn sich die Vorwürfe gegen die Serumhändler bewahrheiten, müssen zudem Wissenschaftler fürchten, dass ihre Arbeiten wertlos sind – vor allem solche aus der milliardenschweren Krebs- und Gesundheitsforschung. Und weil auch Medikamente und Impfstoffe mit dem Kälberserum gezüchtet werden, setzen die skrupellosen Geschäftemacher zudem die Gesundheit vieler Menschen aufs Spiel.
Der Verdacht dürfte vor allem in der Pharmaindustrie für Unruhe sorgen. Denn Blutserum aus ungeborenen Kälbern ist der geheime Treibstoff der Branche. Jedes Jahr wird zwei Millionen Rinderföten in Schlachthöfen weltweit Blut abgezapft. Das Serum, das daraus gewonnen wird, ist ein essentieller Zusatz für Nährlösungen, wie sie in modernen Laboren tagtäglich verwendet werden. Das Serum hält Zellen, Stammzellen, Organe und Gewebe am Leben. Mit dem Blut der ungeborenen Kälbchen werden auch Impfstoffe etwa gegen Kinderlähmung, Masern oder Mumps sowie moderne Medikamente für den Menschen hergestellt – die sogenannten Biologicals, zu denen Antikörper, Botenstoffe und Zelltherapien etwa gegen Krebs oder Multiple Sklerose gehören. Nun sind gleich mehrere Serumhändler ins Visier von Strafverfolgern geraten. Den Stein ins Rollen brachte in Deutschland ein französischer Hersteller, der in einer beim Landgericht Baden-Baden eingereichten Klage Konkurrenten Manipulationen vorwirft.