Türkei und Russland zur Stärkung der Beziehungen entschlossen
Ankara (nex) – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan erklärte am gestrigen Dienstag, dass die Türkei und Russland entschlossen seien, die Beziehungen wieder auf das Niveau von der Zeit vor der Kampfjetkrise anzuheben. Er setzte ein Ziel in Höhe von 100 Miliarden US-Dollar für den Handel zwischen den Schwarzmeerpartnern an.
Das Handelsvolumen betrug im Jahr 2008 38 Milliarden US-Dollar, fiel jedoch im vergangenen Jahr auf 23.3 Milliarden US-Dollar. Sein russischer Amtskollege Wladimir Putin sagte, die Priorität sei die Rückkehr zu der Zeit vor der Krise.
Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz im russischen St. Petersburg erklärte Erdogan: „Beide Seiten sind fest entschlossen und haben den dazu notwendigen Willen, unsere Beziehungen wiederherzustellen und sogar noch zu stärken“, und fügte hinzu, dass die türkisch-russischen Beziehungen auch in den Bereichen Politik, Finanzen, Kultur und den humanitären Bereich gestärkt werden müssten.
Erdogan teilte weiter mit, dass die Türkei und Russland einen gemeinsamen Investmentfond einrichten und die Zusammenarbeit im Verteidigungssektor stärken wollten. Der türkisch-russische Kooperationsrat auf höchster Ebene sowie zuvor geltende Regelungen wie beim visumfreien Reisen und im Bereich des bilateralen Handels sollen ebenfalls wiederbelebt werden. Mit der Einrichtung eines türkisch-russisch-aserbaidschanischen trilateralen Gipfels zur Erörterung regionaler Fragen wolle man die Ankara-Moskau-Achse wieder zu einer Achse des Vertrauens und der Freundschaft machen.
Putin beschrieb die erste Zusammenkunft mit seinem türkischen Amtskollegen nach dem Abschuss des russischen Kampfjets durch die türkischen Streitkräfte über der türkisch-syrischen Grenze im vergangenen November als „offen und konstruktiv“. Er fügte hinzu, dass Russland die Zusammenarbeit mit der Türkei wiederbeleben, alle Sanktionen gegen türkische Firmen aufheben und die Handelsbeziehungen schrittweise wiederherstellen werde.
„Wir haben beschlossen, ein Kooperationsprogramm auf Regierungsebene mit den Bereichen Handel, Wirtschaft, Kultur und Industrie vorzubereiten, das den Zeitraum von 2016 bis 2019 abdecken wird“, fügte Putin hinzu.
In der Syrienfrage gestand der russische Präsident ein, dass die beiden Länder verschiedene Ansichten, aber ein gemeinsames Ziel vor Augen hätten:
„Wir sind uns darin einig, dass wir zusammen mit unseren Außenministerien und Geheimdiensten gemeinsam eine Lösung finden müssen.“
Im Energiesektor, der für beide Länder von vitaler Bedeutung ist, soll die Gasleitung Turkish Stream durch das Schwarze Meer „so schnell wie möglich“ fertiggestellt werden. Die Pipeline soll, so Putin im Dezember 2014, die Türkei und Südosteuropa mit russischem Gas versorgen. Das Projekt war infolge der Kampfjetkrise eingestellt worden.
Das Akkuyu-Atomkraftwerk-Projekt in der südtürkischen Provinz Mersin soll den Status einer strategischen Investition erhalten. Nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosty habe der russische Minister für wirtschaftliche Entwicklung, Alexei Uljukajew, erklärt, dass die Lebensmittelsanktionen gegen die Türkei bis zum Ende des Jahres aufgehoben werden könnten. Ein Durchbruch bei der Überwindung der Krise zwischen den beiden Ländern wurde erreicht, als Erdogan und Putin in Juni den Kontakt zueinander wiederaufnahmen.
Am 30. Juni hob Russland nach einem Telefongespräch zwischen den beiden Politikern die Sanktionen gegen die türkische Tourismusbranche auf. Die Außenminister der Türkei und Russlands kamen am 1. Juli im russischen Sotschi zusammen. Putin war einer der ersten hochrangigen Politiker, der der Türkei nach dem vereitelten Putschversuch vom 15. Juli seine Unterstützung aussprach.
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