Start Panorama Kriminalität Rechtsradikalismus Polizei stuft NSU-Unterstützer als Gefährder ein

Rechtsradikalismus
Polizei stuft NSU-Unterstützer als Gefährder ein

Die beiden verurteilten Unterstützer der rechtsextremen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), Ralf Wohlleben und André Eminger, werden nach Informationen der Wochenzeitung DIE ZEIT von der Polizei als Gefährder geführt.

Fahndungsbilder von Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos (von links nach rechts). Das Trio bildete die rechtsextreme Terrorzelle NSU (Foto: ZDF/Screenshot)
Teilen

Die beiden verurteilten Unterstützer der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU), Ralf Wohlleben und André Eminger, werden nach Informationen der Wochenzeitung DIE ZEIT von der Polizei als Gefährder geführt.

Die Landeskriminalämter (LKA) haben 2021 insgesamt 71 Personen bundesweit als rechtsextreme Gefährder eingestuft. Damit gehören Wohlleben und Eminger zu den gefährlichsten Rechtsextremisten in Deutschland. In die Kategorie „Gefährder“ fallen Akteure, denen die Polizei politisch motivierte Straftaten von erheblicher Bedeutung zutraut, etwa Gewaltdelikte oder Terroranschläge. Eingestufte Personen können observiert werden und erhalten regelmäßig Besuch von Beamten des LKA.

„Sie können davon ausgehen, dass Herr Wohlleben derzeit einer der am besten beobachteten Neonazis der Republik ist“, so ein Ermittler des Landeskriminalamts Sachsen-Anhalt zur ZEIT. Ralf Wohlleben lebt in diesem Bundesland. Personen, die mit der Einstufung betraut sind, bestätigen die Recherchen zum Gefährder-Status André Emingers.

Gegenüber der ZEIT behaupten André Eminger und seine Ehefrau Susann, sie seien aus der rechten Szene ausgestiegen. Seit mindestens zwei Jahren hätten sie „mit nichts und niemandem mehr zu tun“, so Susann Eminger. Recherchen zeigen jedoch weiter bestehende Verbindungen zum NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben oder der 2021 verurteilten Rechtsterroristin Susanne G. Sie hat gegen das Urteil Revision eingelegt.

Auch das Urteil im NSU-Prozess gegen André Eminger ist noch nicht rechtskräftig, am 15. Dezember wird der Bundesgerichtshof seine Entscheidung über die Revision der Bundesanwaltschaft verkünden. Auch gegen Susann Eminger ermittelt die Bundesanwaltschaft derzeit parallel wegen Unterstützung des NSU in einem weiteren Verfahren. Die Entscheidung, ob Anklage gegen sie erhoben wird, fällt laut dem Generalbundesanwalt frühestens Anfang 2022.

Auch  interessant

– Kommentar –
Der rassistische NSU-Mord an Halit Yozgat

Gestern vor 15 Jahren, am 6. April 2006, wurde Halit Yozgat in seinem Internetcafé in Kassel vom NSU-Killerkommando ermordet. Er wurde 21 Jahre alt. Zur Tatzeit saß ein Mitarbeiter des hessischen Verfassungsschutzes, Andreas Temme, im Café. Yozgat war das neunte und letzte Todesopfer der NSU-Mordserie, die in den Jahren 2000 bis 2006 in deutschen Großstädten durch die rechtsextreme Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) verübt wurde.

Der rassistische NSU-Mord an Halit Yozgat