Start Meinung Kommentar „Feinde der Türkei“ – ein lebensgefährliches Etikett?

Kommentar
„Feinde der Türkei“ – ein lebensgefährliches Etikett?

Till-Reimer Stoldt resümiert in der WELT, der türkisch-islamische Moscheeverband DITIB müsse aus deutschen Klassenzimmern verbannt werden.

(Symbolfoto: nex24)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Till-Reimer Stoldt resümiert in der WELT, der türkisch-islamische Moscheeverband DITIB müsse aus deutschen Klassenzimmern verbannt werden. Als Begründung werden alte Geschichten aufgetischt oder das Verständnis der hysterischen Grünen-Landtagsabgeordneten Berivan Aymaz herangezogen.

Ordnen wir das mal erst sachlich ein, was in diesem Artikel von der WELT steht:

DITIB, der islamische Verband in Deutschland, der 1984 gegründet wurde, soll für etwas geradestehen, was 1984 Seyran Ates zugestoßen ist. Die DITIB wird zur Rechenschaft gezogen, weil in Deutschland „etliche Angehörige der kurdischen Gemeinde“ verprügelt wurden. Weil Cem Özdemir seit Jahren von „islamistischen und ultranationalistischen Türkeistämmigen“ „fast immer Morddrohungen“ erhielt, soll die DITIB ihr Haupt senken und sich am besten selbst auflösen. Und zuletzt muss die DITIB sich sogar dafür rechtfertigen, dass die türkischen Medien, darunter die „Akit“ und „Sabah“, sich über die Grüne-Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz und Ihr Wirken gegen die DITIB äußerst kritisch ausgelassen haben.

Sachlich gefragt oder festgestellt:

Eine Drohung oder Stigmatisierung fand in den Artikeln der „Akit“ oder „Sabah“ nicht statt, zumal wir „Türkeistämmigen“ selbst wissen und etliche Male vorgeführt bekommen haben, was es mit Berivan Aymaz oder Cem Özdemir auf sich hat und wie deutsche Medien damit selbst eine feindliche Stimmung fahren. Mit Drohungen oder Stigmatisierungen haben die „Türkeistämmigen“ jedenfalls seit den 1960er Jahren Erfahrungen gesammelt.
Ein Ehemann, der sich 1984 nicht von der Mandantin von Seyran Ates trennen will, sticht auf sie ein. Sie wollte die Trennung per Gericht durchsetzen. Spielt die ideologisch-politische Nähe oder die Herkunft bei diesem Ehemann überhaupt eine Rolle? Spielen sich solche schrecklichen Vorfälle in der ganzen Welt, ja sogar in Deutschland nicht ähnlich ab?

Was ist denn die „kurdischen Gemeinde“, von denen etliche „verprügelt“ worden sein sollen? Sind das Einzelne oder eine Gemeinschaft, gibt es Beispiele, nur ein Einziges? Wird hier von Stoldt wieder ein Spaltpilz eingeworfen? Wie viele Morddrohungen gegen Cem Özdemir wurden konkret in die Tat umgesetzt? Wie viele von diesen Drohenden wurden schon strafrechtlich belangt?

Resümee:
Berivan Aymaz kann sich nach wie vor als Sympathisantin der Terrororganisation PKK – wohlgemerkt von der EU ebenso anerkannt – hier in Deutschland nicht nur medial, sondern auch politisch vermarkten, was längst erwiesen ist. Die derzeitige Solidaritätswelle für Berivan Aymaz ist vielmehr wohlkalkuliert und von den Grünen politisch gewollt. Auch Cem Özdemir bäumte sich vor Flaggen der berüchtigten Terrororganisation PKK in Deutschland vor einer aufgestachelten und jubelnden „kurdischen Gemeinde“ auf, um gegen die Türkei zu stänkern. Aber eine Politikerin oder Politiker mit einem Faible für die Hamas darf das erwiesenermaßen nicht, und das zurecht!?

Nach Ansicht von Till-Reimer Stoldt müsste man im Umkehrschluss als „Türkeistämmiger“ die CDU/CSU, SPD, Grünen und die Linken, ach was, die gesamte Bundesregierung samt Zivilorganisationen sowie Kirchen für Mölln, Solingen, Hanau und NSU verantwortlich machen. Wenn es noch einen Grund bedurft hätte, Deutschland aus der Weltgemeinschaft zu verbannen – die Jahrzehnte währende lebensgefährliche Etikettierung der „Türkeistämmigen“ samt ihren Vereinen und Verbänden, darunter die DITIB, hätten es längst geliefert.

Wenn man in Deutschland den Ball flach halten, nicht mit Etiketten nur so um sich werfen würde, gebe es keinen einzigen „Türkeistämmigen“, der euren Mist auch noch kommentieren muss, um klarzustellen, wer in Deutschland eigentlich stets das Opfer ist. Oder wie schnell hat man inzwischen die unzähligen, ja die jährlich zu Hunderten stattfindenden Attacken und Angriffe auf Moscheen, Vereine, „Türkeistämmige“ und Muslime vergessen, die u.a. von der „kurdischen Gemeinde“ begangen werden?

Wie viele Menschen müssen noch sterben, wie viele Mahnmale müssen noch errichtet werden, damit das ankommt? Wenn in Deutschland die Politik und die mediale Landschaft die eigene desolate Politik mit Anfeindungen und Zuschreibungen nicht auf dem Rücken der Türkei, der in Deutschland ansässigen DITIB oder der „Türkeistämmigen“ austragen würde, gebe es folgerichtig auch keine Anfeindungen türkischer Medien oder „Türkeistämmiger“.

Es käme keiner auf die Idee, Berivan Aymaz oder Cem Özdemir genauso anzufeinden, wie sie es demagogisch-pathologisch und erwiesenermaßen seit Jahren tun. Was unterscheidet denn nun einen Till-Reimer Stoldt, Berivan Aymaz oder Cem Özdemir in Sachen Anfeindungen eigentlich von der „Sabah“ oder „Akit“, wenn man das berücksichtigt, oder auch nicht berücksichtigt?


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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