Ein Gastkommentar von Kemal Bölge
Es ist wirklich schwer nachvollziehbar, dass ein Medium wie die F.A.Z. tendenziös und parteiisch über die Lage in Syrien (F.A.Z. vom 8. Oktober) berichtet. Der Türkei werfen Sie „einen Bruch des Völkerrechts“ vor, obwohl seit Jahren US-Bodentruppen im Osten Syriens sind und durch YPG/PKK-Terroristen zirka 33 Prozent Syriens besetzt halten.
Zufällig befinden sich in diesen besetzten Gebieten etwa 98 Prozent von Syriens Erdöl und Erdgas sowie wichtige Trinkwasserreserven. Apropos Völkerrecht: Deutsche Tornado-Kampfflugzeuge und Kampfflieger der USA fliegen regelmäßig über Syrien, obwohl es dazu kein UN-Mandat gibt.
Syrien ist ein souveräner Staat und es hat die USA oder einen anderen Staat nicht darum gebeten Streitkräfte in seinem Land zu unterhalten, geschweige denn Aufklärungsflüge über Syrien zu fliegen. Offiziell wird es mit der Gefahr, die durch die Terrororganisation IS ausgeht, begründet. Allerdings hat selbst US-Präsident Trump und Ex-Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen erklärt, dass der IS in Syrien militärisch besiegt sei.
Was in diesem Zusammenhang in großen Teilen der deutschen Medien leider verschwiegen wird ist, dass die USA den IS zu Beginn selbst aufgebaut haben, um Syriens Präsidenten Assad zu stürzen. Das ist keine bloße Behauptung von mir, sondern geht aus den Unterlagen hervor, die in Washington freigegeben wurden. Es geht um die CIA-Unterlagen über die Operation „Timber Sycamore“, die die Waffenlieferungen an IS-Terroristen und andere radikale Terroristen offenlegen. Das kann jedermann nachlesen.
Präsident Assad wäre längst besiegt, wenn Russland 2015 nicht in den Syrien-Krieg interveniert hätte. Immer wieder ist die Rede vom Kampf gegen den IS. Tatsächlich haben westliche Staaten den IS unterstützt, um Präsident Assad zu stürzen, aber darüber erfährt man in den deutschen Mainstream-Medien nichts. Um den bösen IS zu „besiegen“ hat der Westen im „Proxy-War“ filmreif eine weitere Terrororganisation massiv unterstützt: Die PYD/PKK.
Obwohl die PKK in vielen westlichen Staaten als Terrororganisation eingestuft ist, heißt in Syrien ihr Ableger PYD und weil es positiv klingen sollte, wurde es in „Syrian Democratic Forces“ umbenannt. Die Gründung eines kurdischen Staates wurde gebetsmühlenartig mit dem Vorwand „Kampf gegen den IS“ wiederholt und die PYD als „gute Kämpfer“ in der Öffentlichkeit dargestellt.
Mit Unterstützung der USA wurde die PYD vorgeschickt, um gegen die vom IS eroberten Gebieten zu „befreien“, allerdings war dieses cineastische Szenario vorher einstudiert und bis ins letzte Detail geplant. Die PYD mordete und brandschatzte unter Duldung der USA in den eroberten Gebieten. Die dort lebenden Araber, Turkmenen und Kurden wurden mit Gewalt zu Hundertausenden vertrieben.
Wenn, wie in dem Artikel geschrieben, von Massenvertreibungen die Rede ist, dann muss man die von der PYD/PKK vertriebenen Araber, Turkmenen und Kurden erwähnen. Hier ein Beispiel für die Massenvertreibungen der kurdischen PYD/PKK. In der nordsyrischen Stadt Tel Abyad bestand die Bevölkerung vor den Vertreibungen zu 90 Prozent aus Arabern.
Heute setzt sich die Bevölkerung zu über 70 Prozent aus Kurden zusammen. Man muss das Kind beim Namen nennen: Die kurdische PYD/PKK hat in Nordsyrien eine Politik der verbrannten Erde mit millionenfachen ethnischen Vertreibungen durchgeführt, mit dem Ziel einen ethnisch homogenen kurdischen Staat zu errichten.
Dieser Leserbrief ist zuerst in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und auf der Webseite Sicht vom Hochblauen erschienen.
Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.
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