Berlin (nex) – Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat bereits 2017 den „Marshallplan mit Afrika“ initiiert. Entwicklungsminister Müller fordert einen Paradigmenwechsel. Afrika dürfe nicht länger als der Kontinent billiger Ressourcen betrachtet werden. Afrikaner benötigten vor allem Infrastruktur und Zukunftsperspektiven. Diese Herausforderungen können nach Auffassung Müllers nur in Zusammenarbeit mit Staaten des afrikanischen Kontinents gelöst werden. Hierfür sei von wesentlicher Bedeutung, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass private und öffentliche Investitionen auf fruchtbaren Boden fallen, so Müller. Zu diesen Rahmenbedingungen gehörten die Achtung elementarer Menschenrechte ebenso wie Rechtsstaatlichkeit und wirtschaftliche Stabilität.
Hierzu der Vorsitzende der Bürgerinitiative Genc ASIP, Tolga Özgül, in einem Gespräch mit NEX24 in Köln:
„Die Idee eines Marshallplanes für Afrika ist in jedem Fall zu begrüßen. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass es mit einem Marshallplan alleine nicht getan ist. Die Menschen in Afrika benötigen neben der Sicherstellung von hinreichender Nahrung vor allem Infrastruktur, Bildung, Schaffung von Arbeitsplätzen sowie die Einhaltung elementarer Menschenrechte. In vielen Staaten Afrikas ist Staatlichkeit und staatliche Fürsorge noch weit von europäischen Standards entfernt. Deshalb wäre die Ausbildung von Staatsbeamten in Europa beispielsweise eine Maßnahme, die vielen Staaten helfen könnte, ihre Staatlichkeit weiterzuentwickeln“, so Özgül
Bisher sei es so, dass nur wohlhabende Afrikaner ihre Kinder zum Studium oder zur Ausbildung ins Ausland schicken könnten, dies sollte sich laut Özgül ändern. Ferner wäre es zu begrüßen, wenn vor allem europäische Staaten Kontingente zur Aufnahme von Menschen aus Afrika für eine legale Migration schaffen würden. Wer zum Arbeiten oder zum Studium kommt, sollte in den Genuss leichterer Einreisebedingungen kommen, betonte Özgül.
„Schließlich muss ganz besonders Europa seinen Handel mit afrikanischen Staaten auf den Prüfstand stellen. Es ist ein offenes Geheimnis, dass europäische Staaten in der Regel afrikanischen Staaten ihre Bedingungen aufzwingen und andernfalls mit der Streichung von Entwicklungshilfen drohen. So kommt es, dass afrikanische Bauern auf ihren heimischen Märkten gegen europäische Waren konkurrieren müssen, die aus subventionierter Überproduktion stammen. In der Regel haben diese afrikanischen Bauern das Nachsehen und müssen ihre Betriebe aufgeben“, so Özgül.
Europäische Staaten und ganz besonders die ehemaligen Kolonialmächte wie Großbritannien, Frankreich und Belgien müssten aufhören, Afrikas Bodenschätze auszubeuten.
„Den Afrikanern bleibt nur ein sehr geringer Anteil ihrer reichen Bodenschätze. Die bis heute andauernde Ausbeutung der afrikanischen Bodenschätze ist der Hauptgrund für die Mehrzahl der militärischen Konflikte auf dem Kontinent und mithin eine der Haupt-Fluchtsursachen. Der durch den deutschen Entwicklungsminister Marshallplan verspricht daher nur Erfolg, wenn die genannten Umstände berücksichtigt werden“, so Özgül weiter.
Würden Sie uns bitte etwas über die von Ihnen gegründete Bürgerinitiative Genc ASIP berichten.
Özgül: „Die Junge Europäische Bürgerinitiative Plattform (Genc ASIP) ist eine Nichtregierungsorganisation und wurde im Februar 2018 in Köln von mir gegründet. Aktuell ist Genc ASIP in Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen vertreten. In Nordrhein-Westfalen gibt es aktuell 7 Stadtverbände: Bonn, Bad Honnef, Dortmund, Duisburg, Mülheim an der Ruhr, Köln und in Marl. Baden-Württemberg sind wir mit einem Stadtverband und einen Lernzentrum in Karlsruhe vertreten.
Vor Kurzem gründeten wir in Bayern unseren ersten Stadtverband in München. In Niedersachsen gibt es einen Stadtverband in Diepholz, gleichzeitig wird eine Gründung in Hannover geplant.Wir als Junge Europäische Bürgerinitiative Plattform (Genc ASIP) verfolgen unter anderem die Ziele, die Deutsch-Türkische Beziehung zu stärken und zu fördern, indem wir bundesweit Seminare und Projekte organisieren, um damit die Jugendlichen mit Migrationshintergrund politisch, gesellschaftlich und sozial aufzuklären. Außerdem versuchen wir bei den Problemen und Sorgen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu helfen und sie zu unterstützen. Die Junge Europäische Bürgerinitiative Plattform fokussiert sich bei gesellschaftlichen Anliegen immer auf eine sachliche Problemlösung, um zu vereinen, statt zu spalten.
Genc ASIP vertritt eine politisch neutrale Position, da sie eine Nichtregierungsorganisation sind und unabhängig von politischen Meinungen versuchen, einen eigenen Standpunkt zu vertreten. Ein weiterer Schwerpunkt, den Genc ASIP setzen möchte, ist die politische Partizipation von Migranten in Deutschland. Dabei konzentrieren wir uns nicht nur auf die türkische Community, sondern auch auf alle Migranten in Deutschland. Desweiteren wird auf soziales Engagement ein sehr großer Wert gelegt, da wir gemeinsam einen großen und wichtigen Beitrag in Richtung Wohltätigkeit durch unsere Projekte, wie zum Beispiel Blutspenden und jegliche Hilfe von Hilfsbedürftigen, setzen wollen.“