Osnabrück – Bei dem von der Bundeswehr mit Munitionstests verursachten Moorbrand im Landkreis Emsland sind in angrenzenden Ortschaften einschlägige Kohlenmonoxidgrenzwerte überschritten worden. Das berichtet die „Neue Osnabrücker Zeitung“ unter Berufung auf Messprotokolle, die ihr vorliegen und deren Authentizität geprüft wurde.
In dem Dorf Stavern östlich des Testgeländes für Waffen und Munition der Bundeswehr (WTD) stellte der ABC-Messzug der Feuerwehr Leer in der Nacht vom 18. auf den 19. September mehrere Überschreitungen von Grenzwerten fest, teilweise um mehr als 100 Prozent.
Der höchste gemessene Wert betrug 20 ppm (parts per million). Das Technische Hilfswerk (THW) hatte in Stavern ein Zeltlager mit rund 400 Plätzen für seine Helfer aufgeschlagen. In direkter Nähe sowie im Bereich der dörflichen Wohnbebauung überstiegen die Messungen den relevanten Schwellenwert von 9 ppm ebenfalls teilweise sehr deutlich.
Die Messungen führten nur deshalb nicht zur Evakuierung, weil die Werte nicht über einen dafür relevanten Zeitraum von vier beziehungsweise acht Stunden ermittelt wurden. Erst in der Kombination von Konzentration und Dauer wird von einer spürbaren Beeinträchtigung der Gesundheit ausgegangen.
Feuerwehr erhebt Vorwürfe
Um die Gefahr bewerten zu können, hatte die Feuerwehr ihren Angaben zufolge der Bundeswehr nach den ersten Ergebnissen dringend eine fortlaufende Kontrolle der Messpunkte mit Überschreitungen empfohlen. Die Einsatzleitung der Bundeswehr lehnte Anschlussmessungen an den identischen Stellen allerdings ab, wie es in Feuerwehrkreisen verständnislos heißt. Folge: Die Messwerte blieben auf einzelne kurze Zeitpunkte begrenzt, weder das Dorf noch das THW-Lager mussten formal evakuiert werden.
Als „gar nicht witzig“ bezeichneten Einsatzkräfte gegenüber der NOZ die pauschale Aussage von Bundeswehr und Landkreis, dass die Messwerte der Nacht nicht auf eine akute Gesundheitsgefährdung für Anwohner und Helfer hätten schließen lassen. Mindestens für Alte, Schwangere, Kinder und Kranke gelte das trotz der ermittelten, in Relation niedrigen und auch in Privaträumen zuweilen erreichten Schadstoffwerte nicht. Bei anderen Menschen hänge es von der Dauer der Belastung ab.
Sehr wahrscheinlich sei zudem, dass auf dem Höhepunkt der Verrauchung im Vorfeld der ersten Messungen ebenfalls kritische Werte in Stavern ermittelt worden wären. Spätestens dann hätte sich die Frage nach der einschlägigen Dauer der Belastung und einer fälligen Evakuierung von selbst beantwortet. Das aber bleibt Spekulation, weil weder Bundeswehr noch Landkreis entsprechende Messungen an den Tagen zuvor veranlasst hatten.