Erdogan: Türkei könnte Referendum über Schicksal der EU-Mitgliedschaft abhalten
Istanbul (nex) – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan übte am heutigen Mittwoch scharfe Kritik an der Europäischen Union, weil diese bei der Einhaltung ihres Teils der Vereinbarung des Rücknahmeabkommens versagt habe. Erdogan wies darauf hin, dass die Türkei auch ein Referendum abhalten könnte, um festzustellen, ob sie die Verhandlungen fortsetzen sollten und bezeichnete die Staatengemeinschaft als nicht vertrauenswürdig.
Erdogan, der auf der Abschlussfeier der Fatih Sultan Mehmet Universität in Istanbul sprach, erklärte, dass die türkischen Staatsbürger nicht auf Biegen und Brechen das visafreie Reisen wollten, und dass vielmehr die EU hinter der Türkei her sei, weil sie Angst davor habe, was geschehen würde, wenn syrische Flüchtlinge an den EU-Grenzen ankämen.
Erdogan reagierte damit auf die Äußerung des EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker, der zuvor gesagt hatte, dass Erdogan dem türkischen Volk es werde erklären müssen, wenn der Deal platzen sollte.
„Als 60.000 Menschen sich in Edirne versammelten, bekamen sie eine Riesenangst und fragten sich, ob all diese Leute nun nach Bulgarien oder Griechenland gehen würden”, fügte er hinzu.
„Doch zur selben Zeit beherbergen wir drei Millionen Flüchtlinge in unserem Land. Warum? Weil wir uns – im Gegensatz zu euch – um die Menschen kümmern. Ihr habt keine derartigen Sorgen. Dieses ganze Rücknahmeabkommen und die anderen Sachen zeigen, dass ihr alle unglaubwürdig seid. Ihr haltet euer Versprechen nicht“, so Erdogan weiter.
„Und das ist eure hässliche Fratze. Dann dreht ihr durch, wenn Erdogan der Welt eure hässliche Fratze zeigt. Und das ist der Grund, warum ihr versucht, Erdogan loszuwerden. Großbritannien hat immer betont, dass es bei der Mitgliedschaftsfrage auf der Seite der Türkei sei, und was ist jetzt?“, fragte er und stellte fest, dass das Rücknahmeabkommen Europas Heuchelei bewiesen habe. Erdogan ergänzte, dass die EU den Beitritt der Türkei nicht wirklich wolle.
„Die EU akzeptiert die EU-Mitgliedschaft der Türkei nicht, weil die Mehrheit unserer Staatsbürger Muslime sind“, stellte er klar und fügte hinzu, dass sie das Gegenteil nicht beweisen könnten.
Erdogan merkte an, dass ein ehemaliger französischer Außenminister ihm dies offen erklärt habe, als sie gemeinsam mit dem ehemaligen türkischen Ministerpräsidenten Ahmet Davutoglu ein trilaterales Treffen abgehalten hätten.