Bielefeld (ots) – Die geplante Reform, die Menschen mit Behinderung mehr Rechte einräumt, ist lange überfällig. Die bisherige Gesetzeslage muss auf den neuesten Stand gebracht werden. Sogar die Vereinten Nationen monierten, dass Deutschland im internationalen Vergleich hinterherhinkt. Wichtiger als das, was die Vereinten Nationen sagen, ist aber, was die Betroffenen sagen.
Die sagen alle Verschiedenes, weil sie alle verschieden sind. Und genau das ist der Punkt. Rund 7,5 Millionen Menschen in Deutschland sind schwerbehindert. Jeder von ihnen ist anders. „Die Behinderten“ gibt es nicht. Die einen können sich ohne fremde Hilfe nicht bewegen, nicht verständigen oder nicht einmal selbst denken.
Die anderen gelten zwar ebenfalls zurecht als schwerbehindert, haben ihre Einschränkung aber so gut im Griff, dass man sie ihnen gar nicht anmerkt. So hat jeder Betroffene andere Bedürfnisse und Wünsche. Gerade deshalb ist die Reform so nötig. Denn mehr Freiheiten bedeuten mehr Individualität, die jeder Einzelne verdient hat.
In der Masse unterzugehen und sich nicht verstanden zu fühlen, darf niemandem zugemutet werden. Oft noch schlimmer als die körperliche oder geistige Behinderung ist das Gefühl, von der Gesellschaft nicht als Mensch, sondern eben nur als Behinderter wahrgenommen zu werden. Die Reform bietet zweifelsfrei einige Verbesserungen für Menschen mit Handicap:
Die Entscheidungsfreiheit, wo sie leben und arbeiten wollen. Die Möglichkeit, mehr Geld besitzen zu dürfen, ohne es in der Eingliederungshilfe anrechnen lassen zu müssen. Die Chance auf eine bessere Unterstützung durch Assistenzpersonen. Auch von Behörden sollen Behinderte besser beraten werden.
Michael Conty von Bethel regional nennt das Café 3b in Bielefeld als gutes Beispiel für das, was auf Bundesebene noch fehle. All das ist wichtig.
Im Klartext: Der Entwurf des Bundesteilhabegesetzes ist uneingeschränkt zu begrüßen. Nicht nur, weil er endlich da ist. Sondern auch, weil er etwas verspricht. Er fördert die Lebensqualität von Behinderten. Und damit von Menschen, die es ohnehin im Leben oft nicht leicht haben.
Johannes Hülstrung