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Thomas: „Plan pfercht Palästinenser ein wie Vieh“

Thomas: "Die vorgeschobene Idee des Plans war bereits eine groteske Farce, bevor sie jemals hätte umgesetzt werden können."

(Archivfoto: AA)
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Ein Gastkommentar von Michael Thomas

Nicht nur Donald Trump, sondern vornehmlich auch westeuropäische Regierungen wollen uns verkaufen, dass der Frieden wegen des jetzt positiv verhandelten Plans unmittelbar bevorsteht.

Aber wir sollten uns nichts vormachen und die Sache klaren Verstandes betrachten; unverstellten Blickes auf die Realität schauen und begreifen, dass nichts weniger bevorsteht als die Vernichtung Palästinas mit wesentlich subtileren Mitteln.

Benjamin Netanyahu hat seine Klientel vor Tagen bereits mit mit der Ankündigung beruhigt, dass Israel natürlich niemals seine Truppen zurückziehen oder den Kontroll- bzw. Herrschaftsanspruch über den Gaza-Streifen und das Westjordanland jemals aufgeben wird. Die vorgeschobene Idee des Plans war bereits eine groteske Farce, bevor sie jemals hätte umgesetzt werden können.

Der israelische Joker dafür heißt natürlich auch weiterhin „Hamas!“.

Solange Israel einer palästinensischen Leiche im Gaza-Streifen auch nur heimlich ein Buttermesserchen zustecken, auf sie zeigen und „Hamas!“ kreischen kann, wird es seine Exekutionen, genannt „Militäroperationen“ weiterführen.

Wir erinnern uns an zahllose Erklärungen, die selbst der israelische Präsident in aller Öffentlichkeit unwidersprochen und straflos machen konnte, nach welchen es keine unschuldige Bevölkerung in Gaza gäbe.

Die Menschen dort sind für Israel halt alle „Hamas!“, ob ein drei Tage altes Baby oder ein gehbehinderter Neunzigjähriger, egal, sie sind alle „Hamas!“. Das behaupte nicht ich, das sagt der israelische Präsident. Sie sind eben alle nur „Tiermenschen“. Das sage nicht ich, das sagte der israelische Verteidigungsminister. Wörtlich.

Und selbst für den extrem unwahrscheinlichen Fall, dass es künftig Monate mit weniger als Hunderten von Hinrichtungsopfern geben könnte, schreitet die Vernichtung Palästinas zügig voran. Denn ihnen ist jede Selbst- und sogar Mitbestimmung genommen; sie werden auf unbestimmte Zeit zur Manövriermasse ohne eigenen Willen gemacht, die von externen, landes- und sachfremden Entscheidern oktroyiert werden wird.

Dieser Plan pfercht Palästinenser ein wie Vieh; die Zusicherung, sie könnten Gaza demnächst nach freiem Willen verlassen und auch wieder betreten, ist blanke Zynik. Sie bedeutet, dass man gerade so viele von ihnen wegekeln und vertreiben will, das gerade genug für die künftige Sklavenarbeit an den Megabaustellen ausländischer Hotelanlagen für Trumps „Riviera“ dableiben.

Sie werden billig sein. Nach all den Hungermonaten arbeiten sie für ein wenig Brot, Wasser und hier und da ein Aspirin. Damit die Nachzucht von gut indoktrinierten und vollständig von Kindesbeinen an kontrollierten Sklaven klappt, dürfen neben Männern auch Frauen bleiben.

So funktioniert der klassische Kolonialismus. Zunächst wird die indigene Bevölkerung gnadenlos zusammengeschossen, während man ihre eigene Kultur vernichtet, ihre Identität, ihre historischen Bauwerke einreißt, dann wird der Rest entrechtet und versklavt.

Es mag und wird sicher vorübergehend ein wenig Ruhe einkehren. Man wird weniger Menschen in Gaza erschießen und vielleicht einige Gebäude oder Zelte hier und da gezielt mit Raketen vernichten. Das sieht der Plan so vor.

Der Passus darin, dass die israelische Armee eigentlich irgendwann einmal abziehen soll, ist absichtsvoll extrem vage und dünn ausformuliert. Er dient winzig und allein nur dazu, die Weltöffentlichkeit darüber hinwegzutäuschen, dass wir tatsächlich über eine gewisse „Softannektierung“ reden.

Die vorliegende Formulierung soll für westliche „Israelfreunde“ nur ein Textbaustein für Manipulation und Indoktrination des Inhalts sein, Israel habe angeblich ja eingelenkt und nun müsse man es wohlwollend auf seiner Suche nach Frieden unterstützen.
Am besten mit Waffen.

Denn immer, wenn sich die Lage für Israel vorübergehend suboptimal darstellt, wird es natürlich plötzlich „Hamas-Kämpfer“ vorfinden. Das ist ein beliebtes Muster, das u.a. in Jenin bereits hervorragende Dienste geleistet hatte.

Man wird in Europa ganz schnell alle „Besorgnisse“ und „Beunruhigung“ rhetorisch zugunsten neuer Geschäfte fallen- und anhaltende Israelkritik umso härter verfolgen lassen.

Während Palästina stirbt, werden Regierungen und vor allem Börsen und Konzerne über das „neue Gaza“ jubeln.

Aber wenn wir darüber einmal genauer nachdenken, wird es uns schwerfallen, an anhaltenden Frieden glauben zu können, denn ohne jeden Zweifel entsteht daraus für nachfolgende Generationen neuer Hass, neue Vernichtung, neue Verfolgung.

 


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von NEX24 dar.


Zum Autor 

Michael Thomas ist Privatier, Fotograf, leidenschaftlich an Ägyptologie und Literatur interessiert, mit der er vor vielen Jahren als Autor regional einige Beachtung fand. Er verfolgt interessiert das Weltgeschehen durch Beobachtung internationaler Presse. Seinen Fokus legt er insbesondere auf die Palästinafrage und auf die islamische Welt.

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