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Rezension: „Der Hundertjährige Krieg um Palästina“

"Das Ziel meiner zweiteiligen Rezension besteht darin, dem Leser eine umfassende Grundlage zu bieten, um die historischen Wurzeln der Mezalim-Geschichte in Gaza zu verstehen."

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Ein Gastbeitrag von Isa Ak – ak-isa@gmx.de

Das Ziel meiner zweiteiligen Rezension besteht darin, dem Leser eine umfassende Grundlage zu bieten, um die historischen Wurzeln der Mezalim-Geschichte in Gaza zu verstehen.

Während der Völkermord in Gaza von zunehmender Einschränkung der Meinungsfreiheit in Europa begleitet wird und Deutschland sich seiner historischen Verantwortung entzieht – indem es sogar jüdische Dissidenten bekämpft, um den Eroberungs- und Vernichtungskrieg des Kahanismus (jüdischer Faschismus) bzw. der jüdischen Rechten zu unterstützen –, setzen sich insbesondere Menschenrechtler, Palästinenser und linke jüdische Gruppen gegen den Genozid ein. Es sind jene, die die richtigen Lehren aus dem Holocaust gezogen haben.

In meiner zweiten Rezension werde ich auf das Buch Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina: Der zionistische Siedlerkolonialismus in Wort und Tat von Petra Wild eingehen.

Beide Bücher ergänzen sich hervorragend, da Khalidis Werk eine historische Erzählung enthält, gespickt mit persönlichen Anekdoten, während Petra Wild ihren Fokus auf die juristischen Aspekte der israelischen Besatzungspolitik in der Neuzeit legt.

„Der Hundertjährige Krieg um Palästina“ – Eine Geschichte von Siedlerkolonialismus und Widerstand von Rashid Khalidi

Rashid Khalidi beschäftigt sich in seinem Buch Der Hundertjährige Krieg um Palästina – Eine Geschichte von Siedlerkolonialismus und Widerstand in sechs Kapiteln mit verschiedenen Episoden des israelisch-palästinensischen Konflikts. Für die deutsche Ausgabe hat er als Nachbemerkung einen zusätzlichen Kommentar zum Vernichtungsfeldzug Israels gegen Gaza hinzugefügt.
Sein Buch zeichnet sich durch eine Mischung aus persönlicher Erzählung und historischen Fakten aus.

Im ersten Kapitel beschreibt er den antikolonialen Widerstand gegen die britische Mandatsmacht und den Siedlerkolonialismus der jüdischen Siedler. Dabei hebt er die ideologischen und historischen Faktoren sowie die „massiven Kapitalinvestitionen der zionistischen Organisation“ (S. 69) hervor, die zwischen 1917 und 1938 die Grundlagen für den Aufbau eines zukünftigen jüdischen Staates schufen.

Das zweite Kapitel behandelt die Jahre 1947–1948 sowie die Suezkrise 1956. Er beschreibt, wie Israel seinen Gegnern „zahlen- und waffenmäßig überlegen war“ (S. 96), den Niedergang Großbritanniens als prägende Großmacht sowie den Aufstieg der USA und der Sowjetunion.

Durch die Darstellung des Einflusses der Großmächte auf den Konflikt sowie der politischen und militärischen Macht der zionistischen Bewegung räumt er mit dem Mythos eines „David gegen Goliath“ auf. Die systematische ethnische Säuberung und Enteignung der Palästinenser im Zuge der Nakba sowie die Lebensbedingungen der Vertriebenen werfen einen wichtigen Blick auf die Grundlagen des Konflikts.

Dabei geht er auch auf die Unterdrückung der Palästinenser durch den jordanischen Staat und Ägypten ein: „Die Sieger von 1948 hatten die zerstreuten, besiegten Palästinenser aus der Geschichte herausgeschrieben. Die arabischen Regierungen hatten sie weitgehend ignoriert oder mundtot gemacht.“ (S. 117)

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit den Ursachen und Faktoren, die zum Krieg im Juni 1967 führten. Besonders die Entwicklung der US-israelischen Beziehungen wirft einen wichtigen Blick auf die „Neuausrichtung der amerikanischen Prioritäten im Nahen Osten“ (S. 127).

Die Akzeptanz der Resolution 242 legitimierte die Eroberung palästinensischen Territoriums im Krieg 1948/49, während das „Recht der palästinensischen Flüchtlinge auf Rückkehr in ihre Häuser und auf Entschädigung“ (S. 131) ignoriert wurde – ein entscheidender Meilenstein der Entrechtung. Zudem beschreibt er den Aufbau, die Persönlichkeiten und Aktivitäten verschiedener palästinensischer Widerstandsorganisationen sowie deren Bekämpfung durch „Israel und die feindlichen arabischen Mächte“ (S. 154).

Das vierte Kapitel behandelt den libanesischen Bürgerkrieg, den israelischen Feldzug (darunter das „Massaker von Sabra und Schatila“) und den Aufstieg der Hisbollah. Diese Ereignisse führten zur Gründung der „Peace Now“-Bewegung in Israel und zu „einer neuen Form des palästinensischen Widerstands“ (S. 198–199).

Das fünfte Kapitel beschreibt die erste Intifada, den Weg zum Osloer Abkommen, die Rolle der USA und die Inkompetenz der palästinensischen Führung. Khalidi bezeichnet diese Phase als eine „sanktionierte amerikanisch-israelische Kriegserklärung an die Palästinenser … um das jahrhundertealte Projekt der zionistischen Bewegung zu fördern“ (S. 248).

Das letzte Kapitel behandelt die Jahre nach dem Jahrtausendwechsel bis 2014. Es wirft einen Rückblick auf die Besatzung, die Rolle der US-Regierungen, die Israel-Lobby, die arabischen Diktatoren, die „Blut und Boden“-Ideologie (S. 294) des Zionismus, die Mezalim-Geschichte der Palästinenser, die zweite Intifada und den Aufstieg der Hamas in Gaza.
Um den aktuellen Völkermord in Gaza zu verstehen, ist laut Khalidi das Verständnis der Dahiya-Doktrin (S. 270) entscheidend.

Zu guter Letzt beschreibt er drei Argumentationslinien, um das „Verständnis der Realität in Palästina wirksam zu erweitern“ (S. 289–290). Diese Prinzipien sollte sich jeder Verfechter eines gerechten Friedens aneignen und anwenden, um eine zukunftsfähige Lösung zu ermöglichen. Denn es werden „reichlich finanzierte Anstrengungen unternommen“ (S. 289), um legitime Kritik an Israel als Antisemitismus abzutun.

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