Köln – Die ARD hat den preisgekrönten Film von Annemarie Jacir („Das Salz des Meeres“) aus dem Programm genommen, auch in der Mediathek ist er nicht abrufbar.
Der Film „Wajib“ zeigt den Alltag von arabischen Israelis. Antisemitismus, Gewaltaufrufe oder palästinensische Propaganda kommen nicht vor.
Der Film sei schon vor Monaten ins Programm genommen worden, aber „vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse in Nahost halten wir ihn jedoch aktuell für nicht richtig im Programm platziert, da er aufgrund seiner Erzählperspektive missverstanden werden könnte“, so der ARD. Die Regisseurin des Films reagiert auf diese Kursänderung mit harten Worten.
„Das deutsche Fernsehen hat den Film gerade zensiert – er sollte am 19. November seine deutsche TV-Premiere haben und sie haben beschlossen, ihn zu verbieten, ihn ganz aus dem Programm zu nehmen“, so Annemarie Jacir gegenüber Medien.
Jacir sagte gegenüber dem Spiegel:
„Ein Film über einen Vater und einen Sohn, die Hochzeitseinladungen verschicken. In diesem dunklen Moment der Geschichte ist es beschämend, dass die ARD sich dafür entscheidet, die Stimmen der Künstler zu unterdrücken, anstatt einen Raum zu bieten, in dem wir unsere Geschichten, unsere Kultur und unsere Träume teilen können“, sagte sie.
Jacirs Film Wajib – ein komödiantischer Roadtrip durch Nazareth, der einen palästinensischen Vater und seinen stark verwestlichten Sohn, der in Italien lebt, beim Überbringen von Hochzeitseinladungen begleitet – wurde bei seinem Erscheinen mehrfach ausgezeichnet. Er gewann die Muhr-Preise für den besten Spielfilm und den besten Schauspieler (für Mohammad Bakri und Saleh Bakri) auf dem Dubai International Film Festival 2017 und die arabischen Kritikerpreise für den besten Film, das beste Drehbuch und den besten Schauspieler (für Mohammad Bakri) auf dem Filmfestival in Cannes 2018.
Das Werk zeigt die Realität der Palästinenser, die innerhalb der israelischen Grenzen leben, und berührt die Spannungen und unterschiedlichen politischen Perspektiven innerhalb dieser Gemeinschaft, die mit den Israelis koexistiert. Im Mittelpunkt der Geschichte steht die persönliche Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn.
Wajib wurde von der Hamburger Klinkerfilm koproduziert, und auch der Hamburger NDR, der selbst zur ARD-Familie gehört, unterstützte den Film.
Auch interessant
– Al Nakba –
„Farha“: Neuer Netflix-Film über Massaker an Palästinenser
Der auf Netflix ausgestrahlte Film „Farha“ sorgt in Israel für Aufruhr. Der Film zeige „Lügen und Verleumdungen“, so Politiker.