Dortmund – Rund ein halbes Jahr nach den tödlichen Schüssen eines Polizisten auf einen 16 Jahre alten senegalesischen Flüchtling in Dortmund stehen die Ermittlungen vor dem Abschluss. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ mit Verweis auf Justizkreise berichtet, droht den fünf beschuldigten Beamten eine Anklage. Der zuständige Oberstaatsanwalt Christoph Dombert wollte dies auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren.
Seit Monaten ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen fünf der zwölf beteiligten Polizisten, darunter gegen den Todesschützen und den Einsatzleiter. Die Vorwürfe reichen von gefährlicher Körperverletzung im Amt über Anstiftung bis hin zu Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise Totschlag. Nach wie vor geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Einsatz unverhältnismäßig abgelaufen ist, der Tod des Jugendlichen durch falsche Polizeitaktik verursacht wurde.
Nach Informationen der Zeitung wirft die Beweislage allerdings etliche Fragen auf: Demnach belegen die Aussagen von Augenzeugen nicht eindeutig die Schuld der Beamten. Elf Polizisten und Sozialarbeiter der Jugendhilfe-Einrichtung haben die Geschehnisse an jenem Nachmittag im August in ihren Vernehmungen weitgehend ähnlich geschildert. Einzig der Schütze schweigt bisher.
Der unbegleitete minderjährige Flüchtling Mouhamed D. ist am 8. August vergangenen Jahres in der Dortmund Nordstadt gestorben. Ein Polizist hat ihn mit seiner Maschinenpistole erschossen, nachdem der 16-Jährige zunächst mit einem Messer gedroht habe, sich selbst zu verletzen.