Wiesbaden – Die schwarz-grüne Mehrheit in Hessen hatte in der vergangenen Woche einen Antrag der SPD, Türkisch und Griechisch als Fremdsprachen zu unterrichten, abgelehnt. Polnisch, Chinesisch, Portugiesisch und Arabisch sollen jedoch unterrichtet werden. Das sorgt für Unmut in der türkeistämmigen Community.
Fraktionsvorsitzende Nancy Faeser hält das für „nicht hinnehmbar“, wie sie am Dienstag sagte. Die SPD-Politikerin bezeichnete es als absurd, wenn die im Alltag meistgesprochene Fremdsprache Türkisch auf der Strecke bleibe. Sie kündigte an, den abgelehnten Antrag immer wieder einzubringen. Es wäre wichtig gewesen Türkisch einzuführen und somit den Menschen zu sagen, dass sie dazugehören und ein Teil der Gesellschaft sind, so Faeser.
Den Antrag der SPD, dass neben Arabisch auch andere häufig gesprochene Herkunftssprachen wie Türkisch und Griechisch dauerhaft als zweite oder dritte Fremdsprache und versetzungsrelevantes Wahlpflichtfach an allgemeinbildenden Schulen im Regelunterricht angeboten werden, lehnten Grüne, AfD und CDU ab. Die SPD, die Linke und die FDP stimmten dafür.
SPD-Integrationspolitiker Turgut Yüksel in einer Stellungnahme:
Ich bedauere sehr, dass Schwarzgrün diesbezüglich zu zaghaft ist und die Nachfrage der Schülerinnen und Schüler ignoriert, indem scheinbar willkürlich bestimmte Sprachen gefördert werden. Den Bemühungen beim Ausbau von Portugiesisch, Arabisch, Chinesisch und Polnisch steht leider entgegen, dass die Förderung von klassischen Gastarbeiter-Sprachen wie Türkisch und Griechisch völlig ausgeblendet wird.
Wie die Tageszeitung Gießener Allgemeine(GA) berichtet, fordern viele Verbände, darunter die Türkische Gemeinde Hessen, die Einführung des Türkischunterrichts als zweite und dritte Fremdsprache. Eine Petition, die Arif Arslaner, Geschäftsführer des Frankfurter Bildungsträgers Kubi (Gesellschaft für Kultur und Bildung) und andere vor drei Jahren betrieben, sammelte demnach mehr als 20 000 Unterschriften ein. Verwirklicht wurde sie nicht. „Seit Jahren werden wir vertröstet“, zitiert GA Arslaner. Die Entscheidung, nun andere Sprachen anzubieten, löse bei vielen türkeistämmigen Menschen Empörung aus. „Sie verstehen das so, dass sie hier nicht willkommen sind.“