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Kommentar: Antisemitismus höher unter der deutschen Bevölkerung

Wenn jemand Feuer ruft und vor unseren Augen nur unweit ein Inferno stattfindet, wer hat da wohl zuerst und dringlich mehr Solidarität und Unterstützung zu erfahren? Schockierende Bilder erreichen uns seit mehr als einer Woche, erst aus Ost-Jerusalem, dann aus Israel und dem abgeriegelten Gaza-Streifen. Ein Kommentar.

(Symbolfoto: pixabay)
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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Wenn jemand Feuer ruft und vor unseren Augen nur unweit ein Inferno stattfindet, wer hat da wohl zuerst und dringlich mehr Solidarität und Unterstützung zu erfahren? Schockierende Bilder erreichen uns seit mehr als einer Woche, erst aus Ost-Jerusalem, dann aus Israel und dem abgeriegelten Gaza-Streifen.

Menschen werden vertrieben, flüchten in Schulen oder sterben, ganze Häuserblocks versinken in Schutt und Asche. Ein Hochhaus, aus dem Medienvertreter aus allen Herren Ländern berichten, wird dem Erdboden gleichgemacht. Radikalisierte Siedler jagen palästinensische Israelis, militante palästinensische Israelis jüdische Israelis. Und worüber diskutiert man in Deutschland, wenn es denn etwas über das Inferno zu diskutieren gibt?

Das Hochhaus, das kurz vor der Live-geschalteten Bombardierung von Medienvertretern eiligst geräumt wurde, ist jedenfalls bislang nicht Gegenstand der politischen Debatten. Vielmehr könnte man nach dem dröhnenden Schweigen den Eindruck gewinnen, die internationalen Medienvertreter wären mitten im Inferno eigentlich Fehl am Platz.

Man kann mit Fug und Recht auch behaupten, dass die vom Mainstream andersartig kolportierten „Opfer“ dieses Konflikts, die Palästinenser, uns nicht zu Nahe kommen, während die „ermordeten“ Juden in Israel uns ans Herz gehen sollen.
Überhaupt nicht zur Debatte steht auch der jüngste Vorwurf gegen den deutschen Sender „Deutsche Welle“ (DW), die eine Richtlinie über die Berichterstattung zum Nahost-Konflikt an seine Redakteure, Moderatoren und Gäste darreicht, mit der das Existenzrecht Israels nicht hinterfragt werden kann. Diese Gummirichtlinie wurde von der DW just dann verteilt, nach dem ein Interview mit dem palästinensisch-amerikanischen Journalisten Ali Hasan Abunimah offenbar aus dem deutschen Ruder geriet und eiligst eingestampft wurde.

Worüber Deutschland aber seit Ausbruch des Konflikts verstärkt diskutiert und dabei in Schnappatmung gerät ist, der „muslimische Antisemitismus“ in Deutschland. Und wieso? Weil rund 180 Pampersrocker vor einer Synagoge in Gelsenkirchen „Scheiß Juden“ gerufen haben. Seitdem sind alle nachfolgenden Demonstrationen zugunsten der Palästinenser per se antisemitische Veranstaltungen. Gab es aber in Gelsenkirchen dabei eine blutige Nase; ging eine Synagoge in Flammen auf; wurde jemand direkt beleidigt? Offenbar nicht! Aber in sozialen Medien, in Politik und TV- sowie Radiosendungen wird breit und tief der Eindruck erweckt, dass das derzeitige Inferno im Nahen Osten Deutschlands Straßen erreicht habe und wüte.

Ein Politiker, eine Politikerin nach dem anderen fordert geschlossen die muslimischen Migranten und Deutschen auf, sich uneingeschränkt mit Israel solidarisch zu zeigen, weil man sonst das Existenzrecht Israels infrage stelle; zumindest wird es so kolportiert und PolitikerInnen mit Migrationshintergrund stehen dafür als Paradebeispiel reflexartig in Reih und Glied Spalier.

Pardon, leben wir schon in einer Diktatur? (du sollst dich solidarisch zeigen oder du verlässt das Land!) Und wohin mit all den Hunderttausenden antisemitischen Biodeutschen, die noch unter dem Hintergrundrauschen des Holocaust stehen? Werden wir schon von Staatspropagandasendern (DW) berieselt, werden Akademiker von Hetzblättern (Hamas-Helga) denunziert, knüppeln Hundertschaften der Polizei auf Demonstranten ein (Berlin), weil sie den Mindestabstand nicht eingehalten haben? Offensichtlich ja!

In Deutschland leben annähernd 5,5 Millionen Muslime und die stehen nicht stellvertretend auf der Seite der Hamas oder Fatah, können im Umkehrschluss nicht Israel das Existenzrecht abgesprochen haben. Wer das auch nur wage formuliert, hat ein Rad ab oder will etwas ganz bestimmtes erreichen. Es verstärkt sich der Eindruck, dass die Debatte um „muslimischen Antisemitismus“ das Herzstück der Jahrzehnte bewährten Taktik der Israel-Apologeten in Deutschland bildet. Absolut jede Debatte, in der Israels Politik kontrovers erörtert wird, wird konsequent auf die Ebene eines Metadiskurses über „muslimischen Antisemitismus“ gezogen. Ausnahmslos jede Debatte endet so, egal ob mit Politikern, Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens oder Quotenmigranten, die offenbar ein Eid darauf geschworen haben, hart wie Kruppstahl zu wirken.

Das sind Taschenspielertricks, mit denen eine Täter-Opfer-Umkehr eingeleitet und jeder, der nicht bis drei „auf Linie“ ist, sich erst einmal erklärend rechtfertigen muss. Das ist grotesk und lächerlich zugleich, weil die staatlich angeordnete Antisemitismuskeule nun auch selbst Bezichtigende Antisemitismusgegner aus dem Migrantenmilieu – genauer gesagt Quotenmigranten – trifft und unter ihnen für Ohnmacht und Frustration sorgt – was ich zugegebenermaßen mit Genugtuung verfolge.

Fakt ist, dass in Deutschland Antisemitismus leider vorherrscht, jedoch im Promillebereich unter Muslimen in Deutschland und weitaus höher und im beängstigenden zweistelligen-prozentual-Bereich innerhalb der deutschen Gesellschaft. Das behaupten nicht die Muslime in Deutschland, das geht aus den unzähligen Antworten der Bundesregierung hervor, die auf die Fragen der Fraktionen eingehen müssen. Zahlen darüber, wie viele antisemitische Vorfälle auf wen konkret umgemünzt werden können, die lügen nicht, die sind geduldig!

Daraus geht auch hervor, dass nach einem Bericht des „Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus“, Antisemitismus „durch die seit Jahren aufgeheizte Debatte über Islam, Terrorismus und Zuwanderung/Flucht begünstigt“ werde. Das bedeutet schlicht, dass diejenigen die jetzt erneut mit dem Finger fuchtelnd auf Muslime in Deutschland zeigen, Antisemitismus begünstigt, ja sogar gefördert haben. Irre nicht wahr?


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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