Paris – Nachdem bereits die Türkei den Wunsch einer Wiederannäherung mit Frankreich äußerte, hat sich nun auch der französische Präsident Emmanuel Macron in einem Brief an seinen türkischen Amtskollegen Recep Tayyip Erdogan für eine Verbesserung der Beziehungen ausgesprochen.
In einem Brief, der mit „Sehr geehrter Tayyip“ begann, drückte Macron seine Wünsche für das Glück und die Harmonie des türkischen Präsidenten sowie der Nation aus und stimmte mit Erdogan über die Notwendigkeit der Zusammenarbeit bei der Bekämpfung des neuartigen Coronavirus-Ausbruchs überein.
Macron habe in dem Brief seine Hoffnung ausgedrückt, dass im Jahr 2021 mit Ankaras Hilfe Stabilität auf den europäischen Kontinent zurückkehren werde, berichtet die französische Tageszeitung L’Opinion. Macron habe in dem Brief seine Bereitschaft geäußert, die Zukunft der Beziehungen zwischen der Türkei und der EU zu besprechen.
Die französische Regierung habe vier Bereiche der Zusammenarbeit vorgeschlagen: bilaterale Konsultationen, Terrorismusbekämpfung, regionale Themen wie Syrien und Libyen und eine Partnerschaft im Bereich Bildung, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu in einer Pressekonferenz.
„Anfang der Woche haben wir den Brief von Macron erhalten. Er ist sehr positiv. Macron begann seinen Brief mit einer türkischen Anrede, handschriftlich: ‚Degerli Tayyip'“, sagte Cavusoglu. „Macron drückte seine Bereitschaft aus, den Präsidenten zu treffen, um die Beziehungen zu vertiefen und europäische [Angelegenheiten] zu diskutieren“, so der türkische Außenminister. Die Staatschefs planten demnach sehr bald eine Videokonferenz abzuhalten.
Um die Beziehungen zu normalisieren, arbeiteten Frankreich und die Türkei an einer Roadmap, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Reportern nach einem Treffen mit dem portugiesischen Außenminister Augusto Santos Silva in Lissabon in der vergangenen Woche. Die bisherigen Gespräche liefen gut.
Çavuşoğlu habe ein sehr konstruktives Telefongespräch mit dem französischen Amtskollegen Jean-Yves Le Drian gehabt. Ankara sei bereit, die Beziehungen zu seinem NATO-Verbündeten zu verbessern, wenn Paris die gleiche Bereitschaft zeige.
„Wir waren uns einig, dass wir an einem Fahrplan zur Normalisierung der Beziehungen arbeiten sollten“, betonte der türkische Außenminister.
Wiederannäherung kommt überraschend
Die Türkei und Frankreich haben seit Monaten Meinungsverschiedenheiten über Konflikte in Syrien, Libyen, dem östlichen Mittelmeer und Berg-Karabach in Aserbaidschan, sowie über die Veröffentlichung von Karikaturen des Propheten Mohammed in Frankreich. Der plötzliche Wunsch für eine Verbesserung der Beziehungen kommt überraschend, wenn man die persönlichen Angriffe bedenkt, die sich beide Präsidenten im letzten Jahr gegenseitig vorwarfen.
Erdogan sagte erst letzten Monat, dass Frankreich Macron sofort loswerden müsse. Er schlug zweimal vor, der französische Präsident müsse sich einer psychologischen Untersuchung unterziehen, weil er Frankreich in regionale Konflikte verwickle, in denen es nichts zu suchen habe.
Und Macron forderte immer wieder Sanktionen gegen die Aktionen der Türkei in Libyen und im östlichen Mittelmeer, wo türkische Schiffe im vergangenen Jahr seismische Untersuchungen in umstrittenen Gewässern durchführten.
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– Lissabon –
Türkei wünscht Normalisierung der Beziehungen mit Frankreich
Um die Beziehungen zu normalisieren, arbeiteten Frankreich und die Türkei an einer Roadmap, sagte der türkische Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu Reportern nach einem Treffen mit dem portugiesischen Außenminister Augusto Santos Silva in Lissabon am Donnerstag. Die bisherigen Gespräche liefen gut.
Türkei wünscht Normalisierung der Beziehungen mit Frankreich