Start Panorama Ausland Buchvorstellung Weißwurst mit türkischem Tee: Auswandern in die Türkei für Anfänger

Buchvorstellung
Weißwurst mit türkischem Tee: Auswandern in die Türkei für Anfänger

Wenn einer eine Reise tut, kann er etwas erzählen - wer mit Sack und Pack in die Türkei auswandert, sowieso. Als Familie Bütün im Jahr 2003 den Entschluss fasste, Deutschland zu verlassen und für immer in die Türkei auszuwandern, wusste sie trotz ihrer großen Türkeierfahrung nicht, was alles auf sie zukommen würde. Das erste Jahr mit vielen neuen Eindrücken und Bekanntschaften, lustigen Begebenheiten, aber auch einigen Hindernissen, sollte das leichteste der noch vor ihnen liegenden weiteren 16 Jahre werden. Ein humorvolles Auswanderer-Tagebuch mit wertvollen Erfahrungen für zukünftige Auswanderer über die vielen Herausforderungen einer Auswanderung in die Türkei von Marina Bütün.

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Auswandern in die Türkei ist aktuell nicht nur bei türkischstämmigen Menschen, die in Deutschland leben, mehr denn je im Gespräch. Neben den Rückkehrern, die in das Land ihrer Väter zurückwandern möchten, befinden sich auch geborene Deutsche, die mit ihren oder zu ihren türkischen Ehepartnern in die Türkei auswandern, aber auch rein deutsche Auswanderer wagen diesen Schritt. Während die einen oder anderen in verschiedenen Städten der Türkei noch arbeiten, genießen viele im Rentenalter Sonne, Sand und Meer – meistens an der türkischen Westküste.

Laut dem statistischen Amt der Türkei TÜIK lag die Zahl der in der Türkei lebenden Ausländer mit permanentem Wohnsitz im Jahr 2019 bei sage und schreibe 1. 531.180 Personen. Das ergaben Erhebungen des Adress–basierten Bevölkerungsregistrierungssystems der Türkei am 31. Dezember 2019. Der Anteil dieser Ausländer macht 1,8 Prozent der türkischen Bevölkerung aus. 50,8 Prozent der ausländischen Bevölkerung waren zur Zeit der Erhebungen Männer und 49,2 Prozent Frauen. Seit dem Jahr 2014 und schon davor lag und liegt der Anteil der deutschen Einwanderer mit permanentem Wohnsitz in der Türkei an erster Stelle mit etwa 28,5 bis 30 Prozent.

Eine dieser vielen Einwanderinnen in der Türkei ist die aus Bayern stammende Deutsche Marina Bütün, die vor einigen Tagen ihr erstes Kindle E-Book „Weißwurst mit türkischem Tee“ über die Anfänge ihrer Auswanderung herausgebracht hat. Frau Bütün wanderte im Jahr 2003 mit ihrem türkischen Ehemann an die türkische Westküste in die Provinz Muğla aus. In der Bezirksstadt Ortaca, ganz in der Nähe von Dalaman, wo beide nun seit gut 17 Jahren zu Hause sind, fühlt sie sich schon lange heimisch und nahm zusätzlich die türkische Staatsbürgerschaft an.

Frau Bütün, wie haben Sie die Liebe zur Türkei entdeckt?

Bütün: Es war wirklich reiner Zufall. Geplant war eine Reise mit zwei Freundinnen nach Rom. Wir sind aus Kostengründen auf Istanbul ausgewichen und dort lernte ich 1990 meinen türkischen Mann kennen, der mit seinen Eltern sechs Jahre zuvor bereits zurückgekehrt war. Die klassische Geschichte, die man landläufig für nicht dauerhaft hält. Wir haben allen bewiesen, dass es auch anders sein kann und feiern im Dezember den 29. Hochzeitstag.

In Ihrem Buch schildern Sie die ersten Monate ihrer Auswanderung in die Türkei. Was hat sie bewegt, ein Buch darüber zu schreiben?

Bütün: Die Auswanderung in die Türkei ist für viele Neulinge ein großer Schritt in ein völlig neues Leben. Auch für die Türken, die aus dem Ausland kommen. Meine Erfahrungen mit Menschen zu teilen, die denselben Weg noch vor sich haben, beschäftigte mich seit ich selbst ausgewandert bin. Deshalb hatte ich im Jahr 2007 erst die Idee, einen kostenlosen Auswanderer-Blog ins Internet zu stellen, in dem kleine Erlebnisse von mir zu lesen waren und alltägliche Fragen, die jeden betreffen, beantwortet wurden. Der Internetauftritt war damals noch klein, aber sehr frequentiert und die Fragen wurden immer mehr. Den Blog betreibe ich immer noch und ich beantworte immer noch Fragen kostenlos.

Der Internetauftritt wuchs bis nach dem Putschversuch im Jahr 2016 zu einer großen Webseite mit vielen verschiedenen Themen, auch politischen und es gab Leser, die mir schrieben, sie hätten sich sämtliche Seiten ausgedruckt, um sie nachts im Bett zu lesen, weil es so viel Stoff wäre. Auf diese Idee wäre ich selbst nie gekommen. Als der Blog 2018 immer unübersichtlicher wurde, musste ich etwas ändern. Meine Stammleser von 2007 beschwerten sich lauthals, dass die lustigen privaten Geschichten nicht mehr zu finden wären.

Neue Leser fragten mich tatsächlich, ob sie Broschüren mit meinen Texten und kostenlosen Tipps für ihre eigenen Beratungsgeschäfte im Immobilienbereich drucken dürfen und waren völlig uneinsichtig was mein Copyright auf der Seite betraf. Wir selbst sind im Baugewerbe und wären niemals auf so einen Gedanken gekommen, Texte von anderen für unsere auszugeben. Für mich war immer klar – ich wäre damals so froh gewesen, wenn ich jemanden gehabt hätte, der mir kurze Fragen beantworten kann.

Ich mag es nicht, wenn sofort der Gedanke an Profit entsteht. Ich musste diese seltsamen Dinge aber abstellen und damals kam mir die Idee, den Blog nur noch auf das Wesentliche zu beschränken und meine ganzen Erlebnisse und auch wertvolle Ratschläge für Anfänger in Tagebuchform in ein Buch zu packen. Das Buch lag fertig seit 2 Jahren im Computer und durch eine Freundin, die mich anspornte, wurde es nun endlich fertig. Die erste Resonanz in den sozialen Medien hat mich sehr gefreut, sie war sehr positiv für mein allererstes Buch.

Wie kam es zu dem originellen Titel Ihres Buches?

Bütün: Für mich war ein Titel wichtig, der beide Länder und die Gegensätze repräsentiert. Auch heute noch denken sowohl viele Deutsche als auch Türken, dass beide Nationalitäten, ähnlich wie Weißwurst und türkischer Tee, nicht zusammenpassen könnten. Wie man sieht, passt es doch und bei ganz vielen binationalen Paaren wie uns, die seit langem in der Türkei verheiratet sind. Zudem ist die Weißwurst das Nationalgericht Bayerns und der schwarze Tee das typische Getränk der Türkei. Ich fand es sehr passend.

Wir gratulieren Ihnen zu dieser humorvollen Buch-Idee, die bei zukünftigen Auswanderern im deutschsprachigen Raum sicherlich viel Interesse erwecken wird. Es nimmt den Leser mit auf die Reise in die Türkei mit interessanten Details über das Land damals und heute mit vielen heiteren Erlebnissen und kleinen Hindernissen und zeigt vor allem, wie es zwischen Türken und Deutschen in der Türkei gut funktionieren kann.

Bütün: Ich bin meiner Freundin sehr dankbar, dass sie mich angetrieben hat, das Buch bis Dezember 2020 fertigzustellen. Die schnellste Version war die Kindle E-Book Version bei Amazon. Ich hoffe aber, dass in den nächsten zwei Wochen auch das Paperback zusätzlich erhältlich ist, auf das viele Liebhaber von Büchern mich angesprochen haben, weil sie lieber ein „richtiges“ Buch in Händen halten wollen. Einige haben mich tatsächlich schon auf eine Fortsetzung angesprochen.

Haben Sie es je bereut, Ihre Heimat verlassen zu haben?

Bütün: Prinzipiell vermisse ich meine Heimat als Land nicht wirklich, das Wetter auch nicht. Vor allem gesundheitlich hat mir die Auswanderung viel gebracht. Eine Woche nach der Ankunft 2004 war meine chronische Bronchitis aus der Kindheit völlig verschwunden. Das Jahr davor bin ich gependelt.

Es geht mir eher so, wie es umgekehrt früher vielen Gastarbeitern in Deutschland ging, wenn sie Sehnsucht nach der Familie und nach alten Freunden in der Türkei hatten, die man nicht mehr spontan auf ein Schwätzchen treffen kann. Auch heute ist es sicherlich noch so, dass türkische Eltern ab der Rente zurückgegangen und ihre Kinder noch in Deutschland geblieben sind, so wie meine.

Ich unterhalte mich jedes Jahr mit türkischen Müttern am Flughafen, die wie ich ihre Kinder im Dezember in Deutschland besuchen. Zwischen einer deutschen oder türkischen Mutter gibt es in dem Fall überhaupt keinen Unterschied. Die Sehnsucht ist die gleiche. Es sollte jedem zukünftigen Auswanderer bewusst sein, dass es nicht mehr so einfach möglich ist, sich spontan mit Familie und guten Freunden zu treffen.

Ich fühle mich in der Türkei pudelwohl, ich mag die Menschen, sie mögen mich. Ich wollte nie mehr in Deutschland in der Tretmühle leben, ich fühle mich hier freier als dort, obwohl wir selbständig und ohne Netz und doppelten Boden arbeiten. Doch hätte ich natürlich meine Mutter und meine Kinder samt ihren Ehepartnern am liebsten immer bei mir in der Türkei. Das geht leider nicht. Zum Glück gibt es heute Internet-Telefonie mit Kamera und so kann man sich wenigstens so sehen. Ersatz ist es jedoch sicherlich keiner.

Es gibt natürlich Menschen die sagen, sie können ihre halbwegs erwachsenen Kindern, die bereits arbeiten gehen, nicht alleine lassen. Wenn Kinder ihre Schule, Ausbildung und Beruf in Deutschland haben und nur Urlaub der Bezug zur Türkei ist und sie auf keinen Fall wie unsere mit auswandern wollen, dann sollte man das unbedingt respektieren, aber trotzdem nicht auf die eigene Auswanderung verzichten.

Ich kann eines 100 Prozent versprechen: Sie werden es bereuen, denn es wird nicht lange dauern und eines Tages werden die Kinder ihr eigenes Leben leben und nur noch kurz auf einen Kaffee vorbeikommen, sich abends mit Freunden treffen und weniger Zeit zu Hause verbringen, als ihnen lieb ist. Sie werden ausziehen, kommen, wenn sie Zeit haben. Die Hauptrolle spielen dann nicht mehr die Eltern, sondern der neue Ehepartner und später vielleicht eigene Kinder.

Deswegen – wenn Kinder so reif sind, auf eigenen Beinen zu stehen, wenn sie volljährig sind, wenn man ihnen grenzenlos vertrauen kann und weiß, dass sie zurechtkommen, sollte man sie loslassen und ihren Weg in Deutschland weitergehen lassen. Ich wusste, dass wir uns verlassen können, sonst wäre ich nicht gegangen. Das ist ein großer Schritt und ich weiß, dass es für alle nicht einfach ist, die Kinder vielleicht sogar jahrelang heimlich noch böse sind, wenn man geht. Doch auch Eltern haben irgendwann noch Anspruch auf ein eigenes Leben. Selbst, wenn es sich manche erwachsenen Kinder nicht vorstellen können.

Weißwurst mit türkischem Tee: Auswandern in die Türkei für Anfänger

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Zum Autor:
Marina Bütün wurde als Kind sudetendeutscher Eltern in Deutschland geboren. Sie verbrachte ihre Kindheit und Jugend im Wittelsbacher Land in Alt-Bayern. Schon als Kind von zwei Jahren begleitete sie ihre Mutter jedes Jahr auf Auslandsreisen in Europa. Ihre kindliche Vorliebe zum Orient konnte sich niemand erklären. Im frühen Erwachsenenalter liebte sie Reisen nach Nordafrika. Eine Reise nach Ägypten, in das Traumland ihrer Kindheit stellte 1982 eine Höhepunkt in ihrem Leben dar. Doch nach einer Städtereise nach Istanbul im Jahr 1990 kam sie von der Türkei nicht mehr los. Marina Bütün lebt mit ihrem türkischen Mann seit Anfang der 2000er Jahre an der türkischen Westküste in der Provinz Mugla, gegenüber der griechischen Insel Rhodos.