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Weihnachtsbrief an Europa
Flüchtlinge auf Lesbos: „Tiere werden besser behandelt“

Selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen aus dem neuen Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos haben sich in einem Weihnachtsbrief an Europas Bürger und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt.

(Symbolfoto: pixabay)
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Selbstorganisierte Flüchtlingsgruppen aus dem neuen Lager Kara Tepe auf der griechischen Insel Lesbos haben sich in einem Weihnachtsbrief an Europas Bürger und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen gewandt.

Sie beklagen die anhaltend katastrophalen Zustände im neuen Lager, das nach dem Brand in Moria errichtet wurde und fordern mehr Mitsprache im Camp-Alltag. Die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international hat den Brief heute Morgen veröffentlicht.

Da ihre Menschenrechte in Europa seit Jahren missachtet werden, bitten die Flüchtlinge, wenigstens wie Tiere behandelt zu werden: „Oft lesen und hören wir, dass wir in diesen Lagern wie Tiere leben müssen, aber wir denken, dass das nicht stimmt. Wir haben die Gesetze zum Schutz der Tiere in Europa studiert und herausgefunden, dass sogar sie mehr Rechte haben als wir. Wir haben beschlossen, Sie zu bitten, uns die Rechte zu gewähren, die Tiere haben. Nach einem schrecklichen Jahr ist dies unser Wunsch für Weihnachten“, heißt es im Brief.

„Mit diesem Schreiben führen uns die Flüchtlinge erneut das Versagen Europas vor Augen“, so Ramona Lenz, Referentin für Flucht und Migration bei medico international. Es seien Millionen an Euro zur Versorgung der Flüchtlinge geflossen und doch sei es auch nach Monaten nicht gelungen, die rund 7.000 Menschen in Kara Tepe würdig unterzubringen. „Ähnlich sieht es in den Hotspots auf den anderen griechischen Inseln aus. Ein Elend, das in den letzten Jahren vielfach beschrieben und beklagt wurde, ohne dass sich daran irgendetwas geändert hätte. Die Frage ist, ob geballte Unfähigkeit oder politisches Kalkül für die desolate Lage verantwortlich sind – oder beides zusammen“, so Lenz.

Es sei längst überfällig, dass die Flüchtlinge im Camp in die Lösung der Probleme vor Ort eingebunden und ernst genommen werden. „Es verdient unseren Respekt, dass die Flüchtlinge sich selbst organisieren und zu Wort melden. Wir schließen uns ihren Forderungen an und fordern die EU und alle Verantwortlichen auf, sie nicht länger zu ignorieren.“