Istanbul – Nicht nur die türkische Lira erholt sich, auch die Industrieproduktion stieg im Vergleich zum Vorjahr im fast zweistelligen Bereich.
Wie das türkische Statistikamt TurkStat am Freitag mitteilte, ist die Industrieproduktion des Landes im September im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8,1 Prozent gestiegen. Die Türkei habe laut dem türkischen Industrie- und Technologieminister Mustafa Varank unter den europäischen Ländern die besten Ergebnisse erzielt.
„Mit unserer jährlichen Leistung haben wir den höchsten Produktionsanstieg in Europa verzeichnet“, schrieb Varank auf Twitter.
Er betonte, dass die zweistelligen Zuwächse in der Produktion von Vorleistungs- und Investitionsgütern im Hinblick auf die Wachstumsdynamik vielversprechend seien. Nach Teilsektoren betrachtet, stiegen die Vorleistungs- und Investitionsgüterindizes im September dieses Jahres um 10,9 Prozent bzw. 10,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Von allen Indizes des verarbeitenden Gewerbes verzeichneten auf Jahresbasis die Produkte der mittleren Hochtechnologie mit einem Anstieg von 13,8 Prozent den höchsten Zuwachs.
Handelsblatt: In der türkischen Realwirtschaft ist von Krise keine Spur
Auch das Wirtschaftsmagazin Handelsblatt berichtet von Rekordgewinnen türkischer Unternehmen.
Der Energiekonzern Enerjisa, an dem auch der deutsche Energieversorger Eon beteiligt ist, überraschte Anleger demnach mit einem Quartalsgewinn, der 33 Prozent höher lag als im Vergleichszeitraum 2019. Die Türkei-Tochter von Coca-Cola habe ihren Reingewinn im dritten Quartal um 54 Prozent gesteigert. Selbst bereinigt um den Lira-Verfall liege das Plus bei 18 Prozent. Wie Handelsblatt weiter berichtet, steigerte die türkische Discounterkette Sok den operativen Gewinn um 21 Prozent, der führende türkische Petrochemie-Konzern Petkim um 27 Prozent. Der Zementhersteller Cimsa habe seinen Reingewinn sogar um mehr als 1000 Prozent erhöht. Auch der Mediamarkt-Konkurrent Teknosa habe ein Rekordergebnis eingefahren, so Handelsblatt.
Lira steigt in Rekordzeit
Am Samstag hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan überraschend den Chef der türkischen Zentralbank , Murat Uysal, nach kaum anderthalb Jahren im Amt gefeuert.
Naci Agbal wurde zum neuen Notenbankchef ernannt. Am Tag darauf reichte auch Erdogans Schwiegersohn, Finanzminister Berat Albayrak, seinen Rücktritt ein.
Seitdem hat die türkische Lira schlagartig zum Dollar und Euro an Wert gewonnen. Nachdem die Lira am Samstag gegenüber dem Euro mit 10,12 einen neuen Tiefstand erreichte, stieg ihr Wert in nur wenigen Tagen um beachtliche 10,73 Prozent auf 9,0342 (Freitagmittag) und erreichte somit den höchsten prozentualen Anstieg seit über zwei Jahren.