Ankara – Das Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich weltweit weiter aus. Die Zahl der Infizierten steigt auch in der Türkei.
Um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitagabend weitere Maßnahmen angekündigt.
Alle internationalen Flüge sollen demnach mit sofortiger Wirkung eingestellt werden. Innerstädtische Reisen unterliegen während der Ausnahmeregelung der Erlaubnis des jeweiligen Gouverneurs.
Alle 30 Großstädte im Land würden Pandemie-Räte einrichten, um notfalls weitere Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.
Erdogan hat seine Landsleute zudem aufgerufen, sich freiwillig in Quarantäne zu begeben. Die Menschen sollten ihre Häuser nicht verlassen, es sei denn zum Einkauf dringend benötigter Dinge.
Wie der türkische Nachrichtensender NTV berichtet, wurden auch Spaziergänge und Angeln an Küsten und Stränden, sowie Dauerläufe durch Wälder und Parks an Wochenenden verboten. Innenminister Suleyman Soylu sagt im Sender NTV, örtliche Behörden könnten das Verbot auch auf die Wochentage ausweiten.
Coronavirus in der Türkei: Opferzahl steigt an
Die Zahl der Todesopfer in der Türkei steigt weiter an. Mittlerweile wurden 92 Tote bestätigt, wie der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca am Freitag mitteilte. Die Zahl der Infizierten habe demnach 5.698 erreicht.
Türkei: Sprechende Ampeln
Um sie im Zuge der Corona-Krise an die Selbstisolierung zu erinnern, sprechen in einer türkischen Stadt jetzt Ampeln zu den Bürgern. Im Zentrum von Sakarya im Nordwesten der Türkei zeigen einige Ampeln nun virusbezogene Botschaften, berichtet die Tageszeitung Merkur. Bei Grün ist „Geh nach Hause“ (Eve Git) zu lesen, bei Rot „Bleib zu Hause“ (Evde Kal). Außerdem hat die Gemeinde die Ampelsignale für Sehbehinderte angepasst. Während der Rotphase ruft eine Stimme die Menschen dazu auf, beim Warten die Distanz zu wahren. Bei Grün sagt sie: „Jetzt können Sie die Straße überqueren. Bleiben Sie für Ihre Gesundheit zu Hause.“ Ankara hat bereits zahlreiche Maßnahmen gegen die Verbreitung des Virus erlassen. Unter anderem sind Cafés und Bars geschlossen und Sport- und Kulturveranstaltungen abgesagt. Seit Sonntag ist eine Ausgangssperre für Menschen ab 65 Jahren und chronisch Kranke in Kraft.
Erdogan:
In allen Provinzen wird unter der Aufsicht der Regierungspräsidenten ein Pandemie-Ausschuss gebildet und die beschlossenen Vorkehrungen von dort überwacht. Bei Bedarf können von dort weitere Maßnahmen ergriffen werden. Ab sofort ist bei Reisen zwischen den Städten eine Genehmigung des Regierungspräsidiums erforderlich. Wie im öffentlichen Dienst, wird auch im privaten Sektor mit einem Minimum an Personal die Regelarbeitszeit eingeführt. Der öffentliche Nahverkehr führt das System mit Sitzabstand ein. Picknickplätze, Wälder und dergleichen bleiben an Wochenenden geschlossen und unter der Woche dürfen sich keine größeren Menschenmengen dort aufhalten. Rekruten unserer Armee müssen sich zunächst einer 14-tägigen Quarantäne begeben. Alle internationalen Flüge wurden ab sofort beendet. Die Vorschriften werden in allen unseren 30 Großstädten gewissenhaft umgesetzt. Nach dieser kurzen Zeit wartet auf uns eine hoffnungsvolle Zukunft. Die Türkei ist in der Lage und hat die Mittel, diese Krankheit zu besiegen und unser Volk besitzt hierzu den Kampfgeist. Ohne in Panik zu verfallen und jeder mit Vorsicht bedachte Schritt, wird uns von dieser Gefahr weiter entfernen. Bitte bleiben Sie Zuhause. Setzen Sie die Maßnahmen um.
Nach einer neuen Regelung des Innenministeriums wird zudem die Anzahl an Kunden, die gleichzeitig einen Supermarkt betreten dürfen, begrenzt. In öffentlichen Verkehrsmitteln sind zudem nur noch 50 Prozent der zugelassenen Kapazität an Fahrgästen erlaubt.
Wie Vizepräsident Fuat Oktay am Mittwoch mitteilte, hat die Türkei wegen der Verbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 rund 2700 Studenten aus Ländern wie Polen, Italien Nord-Zypern oder Ägypten heimgeholt. Nach Ankunft in der Türkei seien die Betroffenen unter Quarantäne gestellt worden. Wie der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu im Fernsehen mitteilte, seien die 2721 Studenten mit elf Flügen aus acht Ländern zurückgebracht worden.