Washington – Nach einem Treffen mit dem türkischen Staatspräsidenten, das am Mittwoch in Washington stattfand, blockierte der republikanische Senator Lindsay Graham eine Resolution des US-Repräsentantenhauses vom vergangenen Monat, die erstmals die Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich in den Jahren 1915 bis 1917 als Völkermord bezeichnen sollte. Die Resolution wurde mit einer Mehrheit von 405 zu 11 Stimmen verabschiedet.
Laut der US-Zeitung The Hill, sagte Graham, dass Senatoren die Geschichte weder schönreden noch umschreiben sollten.
„Ich hoffe, dass die Türkei und Armenien zusammenkommen und sich mit diesem Problem befassen können“, fügte er hinzu. Er habe die Resolution nicht wegen der Vergangenheit, sondern der Zukunft blockiert.
Die Türkei erkennt die Tragödie hinter den Todesfällen Hunderttausender Menschen an, die von 1915 an im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ostanatolien während des Ersten Weltkrieges ihr Leben verloren hatten. Allerdings verwahrt sich die Türkei gegen die Beurteilung der Ereignisse als „Völkermord“ und spricht von einer beiderseitigen Tragödie.
Ankara hat wiederholt die Bildung einer gemeinsamen internationalen Historikerkommission angeregt, um die Ereignisse vom Grunde her aufzuarbeiten und historisch zu bewerten. Die Regierung des Osmanischen Reiches hatte 1915 die Deportation armenischer Bevölkerungsteile aus der Region beschlossen, nachdem sich armenische Terrormilizen und Teile der Bevölkerung mit der russischen Armee verbündet hatten, die im Osten an der Kaukasusfront in osmanische Gebiete vorrückte.
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Protest gegen Armenien-Resolution: Nach 21 Jahren aus CDU ausgetreten
Der Siegener Politikwissenschaftler und Leiter des Forschungszentrums Südosteuropa und Kaukasus, Dr. Christian Johannes Henrich, hat bereits in seiner Doktorarbeit die westliche Einseitigkeit in der Bewertung der Ereignisse von 1915 in Ostanatolien kritisiert. Er ist 2015 aus Protest gegen die Armenien-Resolution des Deutschen Bundestages nach 21 Jahren aus der CDU ausgetreten.
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